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Wer gar nicht fährt, kommt nicht zu spät

Bremen: Zugstreichung als Serviceausbau präsentiert

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Nordwestbahn (NWB) betreibt in und um Bremen mehrere Nahverkehrsstrecken auf der Schiene - im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) und des Bremer Senators für Umwelt, Bau und Verkehr, Joachim Lohse (Grüne). Von Beginn an erwies sich dabei die Zugstrecke zwischen Bremen-Nord über Bremen-Stadt bis ins niedersächsische Verden als Erfolgsmodell. Doch damit ist es nun vorbei, denn der Fahrplan wurde ausgedünnt, nachdem es zuvor viel Ärger um häufige Zugausfälle gegeben hatte.

Diese Zugausfälle wurden von Vertretern der Nordwestbahn regelmäßig auf die Urlaubszeit und einen sehr hohen Krankenstand beim Zugpersonal zurückgeführt. Von bis zu 400 fehlenden Lokführern und einem leergefegten Arbeitsmarkt in diesem Bereich war die Rede.

Nun hieß es aus dem NWB-Haus: Um die Wut der Fahrgäste wegen der häufigen Zugausfälle zu mindern und den Service zu verbessern, sei die Streichung von Zügen beschlossen worden. Und zwar läge die Serviceverbesserung in der nun gestiegenen Planbarkeit für die Passagiere. Denn auf Züge, die gar nicht mehr im Fahrplan stehen, würde auch niemand vergeblich warten, die Fahrgäste könnten anhand des neuen Fahrplans ihre individuellen Abfahrtszeiten auswählen. Die allerdings wegen der gestrichenen Verbindungen womöglich deutlich früher oder später als zuvor liegen könnten.

Diese Entscheidung stieß besonders bei den Bremer Fahrgästen auf Unverständnis. Sind doch Tausende mit Monatskarten ausgerüstet, um täglich die etwa 20 Kilometer zwischen Bremen-Stadt und Bremen-Nord zu pendeln - zwecks Arbeit, Ausbildung, Freizeitaktivitäten, Schul- oder Universitätsbesuch. Etwa ein Fünftel der Bremer Bevölkerung lebt in Bremen-Nord. Insgesamt zieht sich die Stadt Bremen über fast 30 Kilometer entlang der Weser.

Die Bremer CDU verlangte von Senator Lohse, sich unverzüglich um die Rücknahme der Taktverlängerung von 15 auf 30 Minuten zwischen 13 und 19 Uhr zu kümmern. Auch sollte Lohse Schadensersatz von der NWB fordern.

Frank Steffe, Sprecher des Verkehrssenators,, erklärte auf »nd«-Nachfrage, jeder nicht gefahrene Kilometer werde konsequent abgerechnet. Die Nordwestbahn gehe von vier bis sechs Wochen Fahrplaneinschränkungen aus und habe schon einen Plan zur Behebung der Störung. Lohse habe die Verantwortlichen der NWB in seinen Dienstsitz in Bremen einbestellt, um die bereits mit der LNVG begonnenen Verhandlungen gemeinsam fortzuführen.

Eine gewisse Brisanz liegt in diesem Zusammenhang auch darin, dass sich die NWB vor acht Jahren in der europaweiten Ausschreibung durchsetzte, weil sie als günstig, qualitativ hochwertig und sehr zuverlässig erachtet wurde. Und: Aufgrund der hohen Auslastung zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und Bremen-Nord waren erst vor zwei Jahren gerade die Taktzeiten ab 13 Uhr auf 15 Minuten verkürzt worden.

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