Was folgt auf die Lichterkette?

Robert D. Meyer über Bautzens Umgang mit Alltagsrassismus

  • Lesedauer: 1 Min.

Dem »linksgrünversifften Großstadtgutmenschen« fällt es leicht, oft in herablassenden Ton, der mit rassistischen Strukturen überforderten Provinz Ratschläge zu erteilen. Wer aber die sächsische Lausitz kennt, weiß auch, dass einem eine lokale Antifa im Ernstfall eben nicht zur Hilfe kommt, weil die linksalternative Szene vor Ort oft nur schwach und an manchen Orten im Osten Sachsens überhaupt nicht vorhanden ist.

Insofern mag eine Lichterkette als Antwort der bürgerlichen Teile der Gesellschaft auf rassistische Gewalt manchem im ersten Moment als zu wenig erscheinen. Aber zur Wahrheit gehört auch: Antirassisten müssen die Mehrheitsbevölkerung dort abholen, wo diese mit ihrem politischen Engagement steht. Ansonsten droht die eigene politische Arbeit zur reinen Selbstbestätigung zu schrumpfen. Was Kritik von links am bloßen Kerzenanzünden gegen Rassismus allerdings nicht weniger wichtig und richtig macht. Es stimmt eben auch, dass auf symbolische Akte oft kein tiefgreifender Wandel folgt.

Das ist auch in Bautzen zu befürchten: Abgesehen von den bisher dürftigen Ankündigungen der Stadt, die ohne finanzielle Hilfe anderer Stellen kaum umsetzbar sind, ist das Problembewusstsein schwach. Wenn die örtliche CDU sagt, in der Spreestadt sei das Problem mit Alltagsrassismus nicht groß, ist man als »Großstadtgutmensch« doch froh, nicht in der Kleinstadt zu leben.

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