Schwankende Pflegekosten

Erschwingliche Preise dort, wo die Löhne gering sind

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Gütersloh. Einen Pflegeheimplatz können sich viele Senioren nur über Sozialhilfe leisten: Im Jahr 2013 mussten 41 Prozent der Pflegebedürftigen die zusätzliche Hilfe beantragen, erklärte die Bertelsmann Stiftung bei der Vorstellung einer aktuellen Studie am Mittwoch in Gütersloh. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird der Erhebung zufolge dabei von derzeit rund 2,6 Millionen Menschen bis zum Jahr 2030 auf 3,4 Millionen ansteigen. Für den »Report Pflegeinfrastruktur« der Stiftung wurden Daten von mehr als 400 Kommunen ausgewertet. In 62 Prozent der Kommunen reiche das durchschnittliche Einkommen der über 80-Jährigen für die Zuzahlungen im Pflegeheim nicht aus, so die Studie.

Eine große Kluft zwischen den Kosten für die stationäre Pflege und dem Einkommen gibt es demnach besonders in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg. Auch in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen übersteigen die Kosten oftmals das Einkommen der Pflegebedürftigen. In den ostdeutschen Bundesländern sowie in Schleswig-Holstein und weiten Teilen Niedersachsens deckten zwar die Einkünfte der Senioren die durchschnittlichen stationären Pflegekosten, hieß es. Grund dafür sei jedoch, dass dort die Fachkräfte in der Altenpflege deutlich schlechter bezahlt würden.

Im Westen und Süden Deutschlands ist der Studie zufolge das Einkommen der Pflegekräfte fast doppelt so hoch. Die Bruttogehälter der Pflegekräfte lagen demnach im Jahr 2013 zwischen monatlich 1714 Euro und 3192 Euro. Professionelle Pflege in Heimen kostet den Angaben nach in Deutschland zwischen 88 und 153 Euro pro Tag.

Ob Pflegebedürftige durch Angehörige, einen ambulanten Dienst oder im Heim versorgt werden, hänge auch vom Einkommen der Betroffenen ab, so Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Leistungen der Pflegeversicherung müssten so weiterentwickelt werden, »dass Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern«, erklärte Gesundheitsexperte Stefan Etgeton.

Auch der Sozialverband Deutschland erklärte, Ziel müsse es sein, die solidarische Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung fortzuentwickeln. Es könne nicht sein, dass bezahlbare Pflege unterbezahlte Fachkräfte voraussetze, betonte SoVD-Präsident Adolf Bauer. epd/nd

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