Ryanair drückt den Preis runter

Aktionär Lufthansa ist wenig begeistert über die Fraport-Rabatte für die billige Konkurrenz

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass die irische Airline Ryanair ab März 2017 mit einer Basis am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen im Geschäft ist und dort ehrgeizige Wachstumspläne verfolgt, sorgt in der Region für viel Aufregung. Schließlich halten das Land Hessen und die Stadt Frankfurt immer noch die Mehrheit an der Betreibergesellschaft Fraport. Die Lufthansa, die mit einem Anteil von 8,44 Prozent als einflussreicher Aktionär gilt, zeigte sich unterdessen verstimmt über das groß inszenierte Stelldichein von Fraport-Chef Stefan Schulte mit Ryan-Managern am vergangenen Mittwoch auf dem Rhein-Main-Flughafen. Man werde nicht mehr Gebühren zahlen als Ryanair, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die Airline, mit Abstand größter Fraport-Kunde, will mit ihrer Billigtochter Eurowings jetzt verstärkt den Flughafen anfliegen. Damit ist eine neue Runde im beinharten Verdrängungswettbewerb eingeläutet.

Unterdessen nahm CDU-Regierungschef Volker Bouffier die erforderliche Zustimmung des hessischen Verkehrsministeriums zu einem Gebührenmodell vorweg, mit dem der Fraport neu in Erscheinung tretenden Airlines wie Ryanair starke Gebührenrabatte gewähren will. Während der zuständige Minister Tarek Al-Wazir (Grüne) dies aller Voraussicht nach vollziehen wird, zeigte sich seine Fraktion wenig erfreut über Schultes Kniefall vor der Billigairline.

Fraktionschef Mathias Wagner bescheinigte Fraport das »Eingeständnis, dass die Prognosen zur Entwicklung und Marktpositionierung des Flughafens falsch waren«. Die Grünen hatten bis zum Eintritt in die Koalition mit der CDU 2014 den Flughafenausbau abgelehnt, sich inzwischen aber mit dem anvisierten Bau eines weiteren Terminals abgefunden. Ironie der Geschichte: Dieses dritte, hochmoderne Terminal könnte nach seiner Fertigstellung zur Ryanair-Domäne werden, während die Lufthansa sich weiter mit dem allmählich in die Jahre kommenden Terminal 1 zufrieden geben muss.

Längst hat sich herumgesprochen, dass Schnäppchenpreise und steigende Ryanair-Marktanteile letztlich durch gestresste Beschäftigte und massive staatliche Zugeständnisse subventioniert werden. Der Dubliner Billigflieger ist nicht nur für Arbeitshetze, prekäre Bedingungen und gewerkschaftsfeindliches Gebaren bekannt. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Ryanair wegen Verdacht auf Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben. Berüchtigt ist auch der von der Konzernzentrale ausgehende, oftmals an Erpressung grenzende Kostendruck gegenüber Flughafenbetreibern.

So bediente Ryanair jahrelang den Ostthüringer Flughafen Altenburg-Nobitz und versprach den Kommunalpolitikern eine goldene Zukunft. Um den Dublinern entgegenzukommen, gewährte ihnen der Kreistag Altenburger Land 2009 mit breiter Mehrheit für die Einrichtung einer zusätzlichen Flugverbindung 670 000 Euro Marketingzuschüsse. Im März 2011 hob die letzte Ryanair-Maschine von Altenburg-Nobitz ab.

Auch am chronisch defizitären rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn setzt Ryanair seit Jahr und Tag auf geneigte Partner. So nahm der damalige Mainzer Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) 2009 unter Druck aus Dublin hastig Abstand einer geringen Terminalgebühr von drei Euro pro Passagier. Damit wollte er den Hunsrück-Airport endlich in die schwarzen Zahlen führen und die massiven Subventionen des Landes abbauen. Ryanair drohte, Flugzeuge zum Flughafen Köln-Bonn zu verlagern und machte Lewentz gefügig.

Man hege mit dem Engagement auf Rhein-Main nicht die Absicht, sich vom bisherigen Drehkreuz Hahn zu verabschieden, beteuert Ryanair-Manager Kenny Jacobs. Gleichzeitig beklagte er jedoch die im Vergleich zum nahen Luxemburger Flughafen »zu hohen Steuern«: »Hahn wird von Regierung und Sicherheitsbehörden wettbewerbsunfähig gemacht.« Es bleibt abzuwarten, wie sich diese unverhüllten Drohungen auf den laufenden Privatisierungsprozess der Betreibergesellschaft Frankfurt-Hahn GmbH auswirken.

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