Erinnerung und Anklage

Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektas startet Kampagne

  • Samuela Nickel
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor kurzem startete die Initiative für das Gedenken an den Mord an Burak Bektasdie Spendenkampagne für einen Gedenkort in Neukölln. Seit dem Mord an Bektas vor mehr als vier Jahren setzen sich Angehörige für eine Aufklärung ein. Der damals 22-jährige Burak Bektas wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 erschossen. Bisher wurde der Täter nicht gefasst.

»Ausschlaggebendes wie die Stelle des Gedenkens und das Konzept, sowie beispielsweise die künstlerische Gestaltung sind schon ausgearbeitet«, sagt Helga Seyb von der Initiative. Im Oktober unterzeichneten SPD und Grüne unter dem Titel »150 Entscheidungen für Neukölln« eine Vereinbarung zur Bildung einer Zählgemeinschaft in der Bezirksverordnetenversammlung, die die Umsetzung des Gedenkorts durch die Initiative für die Aufklärung des Mordes als politisches Ziel benennt. Ein BVV-Beschluss ist für den 7. Dezember geplant.

Finanziell wird sich der Bezirk an der Umsetzung aber voraussichtlich nicht beteiligen, jedoch mit Materialspenden und Beratung zur Seite stehen. »Es ist eine große Erleichterung, dass die Unterstützung vom Bezirk da ist. Was jetzt noch für die Realisierung gebraucht wird, ist die Finanzierung«, sagt Seyb.

Insgesamt werden für die Gedenkstätte 50 000 Euro benötigt. Bis Jahresende soll bereits eine Anschubfinanzierung von 15 000 Euro zustande kommen, um die künstlerische Gestaltung des Ortes anstoßen zu können. Die Initiative ist dafür auf Spenden angewiesen. Bisher hat die Initiative mit Kuchenständen Geld gesammelt. Auch die Familie Bektaş will auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt am Richardplatz mit einem Stand präsent sein. Die Erfahrungen der Initiative seien, dass es wichtig ist, im Bezirk sichtbar und ansprechbar zu sein. »Ich glaube, dass viele Menschen nach einer Möglichkeit suchen, um uns zu unterstützen«, sagt Seyb.

Der Gedenkort soll nicht nur an den Tod, sondern auch an das Leben von Burak Bektas in Neukölln erinnern. Laut der Initiative war es der Wunsch von Melek Bektas, Buraks Mutter, eine sichtbare und lebendige Gedenkstätte für ihren Sohn zu schaffen. Geplant ist diese nun in der Nähe des Tatorts auf der Grünfläche Rudower Straße/Ecke Laubsängerweg. Die Kreuzberger Künstlerin Zeynep Delibalta hat eine Skulptur entworfen, die den Mittelpunkt der Gedenkstätte bilden soll.

Das Konzept ist, dass der Ort nicht nur an Burak Bektas erinnern soll, sondern auch ein Platz der öffentlichen Anklage sein soll, da der Mord bisher noch nicht aufgeklärt worden ist. Die Gedenkstätte verweise damit ebenso auf die weiteren unaufgeklärten Morde an Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund. Damit soll der Gedenkort ebenso auf den alltäglichen Rassismus aufmerksam machen, dem Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland, der Hauptstadt und auch in Neukölln ausgesetzt sind. Es soll zudem in Kooperation mit Schulen und Jugendclubs in der Umgebung ein Ort des Lernens werden - mit Aktivitäten, die darauf abzielen, in die öffentliche Debatte, in der Rassismus in all seinen gewaltsamen Ausprägungen häufig geleugnet oder relativiert wird, politisch zu intervenieren.

Gleichzeitig soll es ein Platz für die persönliche Erinnerung an Burak Bektas sein, ein Raum der Trauer für die Angehörigen und Freunde. Auf der Wiese der kleinen, unbebauten Grünfläche sollen dafür Sitzmöglichkeiten und Stätten der nachbarschaftlichen Begegnung geschaffen werden. Der Grundstein für den Gedenkort an den Mord an Burak Bektas soll voraussichtlich am 5. April 2017 gelegt werden, dem fünften Todestag von Bektas. Die Einweihung der Gedenkstätte ist für das Jahr darauf geplant.

Spendenkonto: Antirassistische Initiative e.V., Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE46 10020500 0003 0396 00, Verwendungszweck: Gedenkort Burak

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