Abtauchen hilft nicht

Martin Kröger über die Vorgänge in der BVV von Lichtenberg

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Scheitern von Evrim Sommer bei der Wahl zur Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg hat sicherlich ein Nachspiel. Zum einen ist es wahrscheinlich, dass die designierte Bezirksbürgermeisterin rechtlich gegen den »rbb« vorgehen wird, um sich gegen die Behauptung zu Wehr zu setzen, sie habe sich als Universitätsabsolventin ausgegeben. Denn Belege dafür scheint es bislang nicht zugeben. Vielmehr sind die Angaben Sommers im Lebenslauf missverständlich formuliert.

Zugleich ist die 45-Jährige sicher gut beraten, die Unstimmigkeiten aufzuklären. Schließlich ist Integrität das wichtigste Kapital eines Politikers. Ob da abtauchen hilft, wie es Sommer am Freitag zunächst machte, ist dagegen stark zu bezweifeln. Das sieht nach einem Schuldeingeständnis der frischgebackenen Uni-Absolventin aus, auch wenn es menschlich nach einem solchen Desaster nachvollziehbar ist.

Wie immer im Politikbetrieb gibt es aber beim Scheitern Sommers mehrere Ebenen. Wer der Kandidatin die Stimme versagte, ist natürlich geheim. Bei einer so großen Zahl von Verweigerern ist es jedoch wahrscheinlich, dass sie aus allen drei Fraktionen kamen - auch aus der LINKEN. Dort ist Sommer bereits seit Monaten massiven Angriffen ausgesetzt. Auch die Frage nach dem Hochschulabschluss wurde öffentlich zum ersten Mal auf einer Parteiversammlung gestellt.

Das Scheitern Sommers ist indes über die Linkspartei hinaus ein rot-rot-grünes Problem. Eine linke Politikerin kurdischer Herkunft scheitert an mangelnder Unterstützung aus den eigenen Reihen - was für ein fatales Signal angesichts des Rechtsrucks.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.