Zwangsräumung in Berlin-Kreuzberg verhindert

AktivistInnen blockieren Vollzug / Eigentümer und Gerichtsvollzieherin brechen Einsatz ab

  • Jonathan Welker
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. 130 AktivistInnen und AnwohnerInnen verhinderten am Donnerstagmorgen eine Zwangsräumung in Berlin Kreuzberg. Nach einem Aufruf des Bündnisses »Zwangsräumung Verhindern« blockierten die DemonstrantInnen Eingänge des Wohnhauses in der Skalitzer Straße. Die Polizei verzichtete nach Absprache mit dem Eigentümer auf eine Durchsetzung der Räumung.

Die Wohnung im Kreuzberger Wrangelkiez wird seit 31 Jahren von demselben Mieter bewohnt. Nach einem Eigentümerwechsel überwies der Mieter nach eigenen Angaben die Miete versehentlich weiterhin auf das Konto des alten Vermieters. Eine sofortige Erstattung der versäumten Zahlungen lehnte der Eigentümer ab. So kam es zur Räumungsklage und zu einer versuchten Zwangsräumung.

Eine Neuvermietung der Wohnung hätte dem Vermieter, der »Düsseldorfer & Berliner Grundvermögen GmbH«, eine deutliche Erhöhung der Miete ermöglicht. Die Mieten in diesem Teil Kreuzbergs steigen seit Jahren kontinuierlich und zum Teil noch stärker als in anderen Teilen der Stadt. Zwischen 2009 und 2016 kam es so nahezu zu einer Verdopplung der Preise bei Neuvermietung.

Proteste gegen Bebauung der Cuvry-Brache

Bereits am Dienstag war es zu Protesten gegen die neue Bebauung der sogenannten »Cuvry-Brache« gekommen, ebenfalls im Wrangelkiez gelegen. AktivistInnen besuchten ein Hotel, dessen Miteigentümer das rund 12.000 Quadratmeter umfassende Areal an der Cuvrystraße bebauen will: Entgegen den ursprünglichen Vorgaben des Senats ausschließlich mit Gewerbeflächen und Büroräumen.

Die Stimmung unter den Protestierenden in der Skalitzer Straße war indes ausgelassen. Sie skandierten unter anderem »Hohe Mieten, Zwangsumzug, davon haben wir genug!« und stellten sich vor die beiden Eingänge des Wohnhauses, um einen möglichen Zugang der Gerichtsvollzieherin zu verhindern.

Gegen 11 Uhr teilte die Polizei mit, dass die Räumung vorerst ausgesetzt wird. Die Gerichtsvollzieherin und die Hausverwaltung hatten sich darauf geeinigt, vorerst keine polizeilichen Maßnahmen zur Vollstreckung des Räumungstitels anzufordern. Die AktivistInnen jubilierten und werteten die Blockade als vollen Erfolg: »Wir freuen uns, dass sich spontan so viele Menschen solidarisiert haben und somit die Räumung in die Obdachlosigkeit verhindert haben«, so Sara Walther, Sprecherin des Bündnisses »Zwangsräumung Verhindern«.

130 Aktive und NachbarInnen stellten sich der Gerichtsvollzieherin in den Weg.
130 Aktive und NachbarInnen stellten sich der Gerichtsvollzieherin in den Weg.
#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal