Den Vulkan zähmen

Das neue INKOTA-Projekt in El Salvador ist auch eine Antwort auf den Klimawandel, der am Vulkan Chaparrastique längst spürbar geworden ist

  • Lesedauer: 3 Min.

Majestätisch ragt der Vulkan von San Miguel, auch Chaparrastique genannt, über 2100 Meter in die Höhe. Seit seinem letzten größeren Ausbruch vor drei Jahren, als er heiße Asche und Steine in mehr als fünf Kilometer Höhe schleuderte, ist der Vulkan nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Kleinere Eruptionen gibt es bis heute und in den höher gelegenen Dörfern leiden die Menschen immer wieder unter den Schwefelgasen, die in der Nase stechen und die Augen reizen.

Aber noch größere Sorgen bereitet den Menschen am Chaparrastique der deutlich spürbare Klimawandel. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem ihre Ernten nicht durch zu starken Regen oder durch Dürre beeinträchtigt werden. Besonders schlimm war es in den Jahren 2014 und 2015: Ein Großteil von Mais und Bohnen vertrocknete auf den Feldern, nachdem trotz Regenzeit wochenlang keine Niederschläge fielen. Umso glücklicher sind die Menschen, dass die beiden Ernten dieses Jahres gut ausfielen. »Endlich können wir wieder regelmäßig dreimal am Tag essen, das hatten wir lange nicht mehr«, freut sich eine ältere Frau. Sie lebt in San Julian - einer der elf Gemeinden, die zum neuen INKOTA-Projekt am Vulkan von San Miguel gehören.

Neben der Ernährungssicherheit für die knapp 300 am Projekt beteiligten Familien, der Unterstützung beim Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte und dem Aufbau einer Organisation, die die Gemeinden noch unabhängiger machen sollen, geht es dem INKOTA-Partner »Oikos« bei diesem neuen Projekt vor allem um die Verringerung der ökologischen Gefährdung der Gemeinden. Dazu gehört zum Beispiel die Aufforstung an den Abhängen des Vulkans. Dadurch werden das Mikroklima verbessert, die Böden geschützt und Erosion verringert. Ein Teil der Bäume sind Obstbäume, die ebenfalls einen Beitrag zur Verbesserung der Ernährung leisten.

Zusätzlich werden an den Feldern in Hanglage sogenannte Anti-Erosionsgräben und Infiltrationsgruben angelegt, in denen ein Großteil des Regenwassers versickert. Dies erhöht den Grundwasserspiegel und verbessert die Bodenqualität. Bis zu zwei Wochen länger behalten die Felder durch die Bodenschutzmaßnahmen einen Teil der Feuchtigkeit, wenn der Regen ausbleibt.

Diese und andere Aktivitäten sind ein wichtiger Beitrag, um bei längeren Dürreperioden die Ernteverluste einzudämmen. Und ein überzeugendes Argument für die Familien in den Projektgemeinden, sich noch mehr als bisher für ökologische Belange einzusetzen. »Umweltschutz ist so kein abstraktes Ziel mehr, sondern ein ganz konkretes Handeln, um den Hunger zu bekämpfen«, erklärt Guillermo Rivera, der Projektverantwortliche. »Auch deshalb beteiligen sich so viele Familien an diesen Aktivitäten«, weiß der erfahrene »Oikos«-Mitarbeiter.

Diese und andere Maßnahmen, wie die Errichtung von Hecken oder der Bau von Dämmen, verfolgen aber noch ein anderes Ziel: Je weniger Wasser bei starken Regenfällen in den höher gelegenen Gebieten abfließt, umso geringer ist die Gefahr von Sturzbächen und Schlammlawinen, die auf dem Weg die Hänge hinab ganze Felder verwüsten und schlimmstenfalls auch Häuser mitreißen können. Nicht umsonst helfen die BewohnerInnen aus den Gemeinden im Flachland bei der harten Arbeit und schleppen Steine, heben Gräben aus und pflanzen Bäume in den Gemeinden weiter oben an.

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