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Händler des Todes hoffen auf Trump

Waffenverkäufe gingen 2015 weltweit leicht zurück

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Donald Trump gibt der Rüstungsindustrie neue Hoffnung. Auf seine Wahl haben Waffenschmieden auf beiden Seiten des Atlantiks mit rasanten Kurssprüngen reagiert. Die Titel von Boeing, von General Dynamics, Raytheon, Lockheed Martin oder Northrop Grumman stiegen in New York um bis zu sieben Prozent, aber auch der deutsche Konzern Rheinmetall wurde deutlich höher gehandelt. Kein Wunder, habe der designierte US-Präsident doch bereits neben zusätzlichen 90 000 Soldaten 42 weitere Kriegsschiffe, 100 moderne Kampfflugzeuge sowie ein besseres raketengestütztes Abwehrsystem für die Streitkräfte der Supermacht angekündigt, so ein Branchenkenner. Und seine Forderung nach höheren Militärausgaben der europäischen NATO-Verbündeten könne auch deren Rüstungsfirmen bessere Geschäfte bescheren.

Denn trotz der zahlreichen Kriege, bewaffneten Konflikte und politischen Spannungen weltweit sind die Rüstungsverkäufe 2015 das fünfte Jahr in Folge zurückgegangen, vor allem die US-amerikanischen Konzerne machten zuletzt weniger Umsatz, heißt es im jüngsten Report des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI. 2015 haben die 100 größten Rüstungsproduzenten Waffen und militärische Dienstleistungen für insgesamt 370,7 Milliarden US-Dollar (etwa 350 Mrd. Euro) verkauft - 0,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Mit 209,7 Milliarden US-Dollar flossen weiter knapp zwei Drittel der Rüstungseinnahmen an Unternehmen in den Vereinigten Staaten, auch wenn sie fast drei Prozent weniger verkauften, wie Aude Fleurant, Direktorin des Waffen- und Militärausgabenprogramms von SIPRI, erklärt. Dabei bleibe »Lockheed Martin der größte Waffenproduzent der Welt«. Allerdings hätten Verzögerungen bei Lieferungen von Großwaffensystemen, die Deckelung der US-amerikanischen Militärausgaben und die Stärke des US-Dollars den Export negativ beeinflusst.

Westeuropäische Waffenverkäufe sind nach einem Rückgang 2014 im Vorjahr bei einem Umsatz von 95,7 Milliarden US-Dollar (90 Mrd. Euro) sogar um 6,6 Prozent angestiegen, vor allem weil »große Waffenexporte nach Ägypten und Katar den Umsatz der französischen Rüstungsfirmen erhöht haben«, so Fleurant. Die Dassault Aviation Group etwa kann ein Plus von fast 70 Prozent vorweisen. Die drei in den Top 100 gelisteten deutschen Waffenschmieden steigerten ihren Umsatz gemeinsam um 7,4 Prozent. Daneben gehören südkoreanische Firmen zu den großen Gewinnern unter den Händlern des Todes. Laut SIPRI konnten sie ihren Anteil an den Gesamtverkäufen der globalen Top 100 Waffenschmieden auf fast zehn Prozent steigern. Auch die russischen Rüstungsproduzenten erhöhten ihre Verkäufe um 6,2 Prozent, doch war das deutlich weniger als noch im Jahr 2014.

Als Abrüstungsindikator wollen die Stockholmer Wissenschaftler die Entwicklung aber nicht sehen. Im Gegenteil: Der Rückgang der Rüstungsexporte habe sich abgeschwächt, was ein Signal für die Trendwende sein könnte. Mit Donald Trump im Weißen Haus als Verstärker.

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