»Ich hab kein Identitätsproblem, Deutschland scheinbar schon.«

Merve Gül (24) ist CDU-Mitglied und studiert Jura in Mannheim

  • Lesedauer: 1 Min.

»Seitdem ich sieben Jahre alt bin, habe ich einen deutschen und türkischen Pass. Abgeben würde ich keinen von ihnen. Ich wende mich gegen diesen Assimilationswahn, der sagt: Du kannst schon dazugehören, aber nur, wenn du etwas ablegst: Du gehörst dazu, wenn du das Kopftuch ablegst, wenn du deine Sprache ablegst, wenn du Feiertage ablegst, wenn du deine Werte ablegst ...

Wir können uns darüber streiten, ob ein Pass und somit ein Stück Papier Identitäten formt. Sicherlich nicht. Mir geht es aber um den formellen Beleg dafür, was in Deutschland immer herumposaunt wird: Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft. Und in einer Einwanderungsgesellschaft gibt es keine eindimensionalen Menschen wie Nur-Türken und Nur-Italiener. Es gibt auch Deutsch-Araber, Deutsch-Türken, Deutsch-Italiener usw.

Meine Identität sehe ich wie zwei Stühle. Ich kann auf einem Stuhl sitzen oder auf beiden gleichzeitig. Das ist der Luxus, wenn ein Migrationshintergrund positiv und nicht negativ definiert wird. Ich hab das mein Leben lang so gelernt; und deswegen finde ich es umso erschreckender, dass das scheinbar nicht jeder als selbstverständlich ansieht. Die Identitätskrise, die sich in den Leitkulturdebatten widerspiegelt, wird auf einzelne Gesellschaftsgruppen abgedrückt. Ich hab kein Identitätsproblem, Deutschland scheinbar schon.«

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