Angriffe auf HDP nach Anschlag von Kayseri
Mordaufrufe gegen pro-kurdische Abgeordnete und Parteifunktionäre in sozialen Medien / Abgeordnete spricht von »Pogromstimmung«
Istanbul. Nach dem Anschlag in der zentralanatolischen Stadt Kayseri ist es in der Nacht zum Sonntag zu Angriffen auf Büros der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP gekommen. In sozialen Medien kursierten zudem Mordaufrufe gegen Abgeordnete und Parteifunktionäre. Der deutsch-türkische HDP-Parlamentarier Ziya Pir erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Istanbul: »Es war schon eine Pogromstimmung.« Die Partei teilte mit, unter anderem seien ihre Büros in Istanbul und Ankara mit Steinen beworfen worden. Der Mob habe versucht, sich Einlass zu verschaffen. Im Bezirksbüro in Yenimahalle in Ankara habe eine Gruppe von 25 bis 30 Menschen die Einrichtung nach draußen geschafft und dort in Brand gesetzt. Der Abgeordnete Mustafa Yeneroglu von der Regierungspartei AKP rief dazu auf, die Angreifer anzuzeigen. Auf Twitter teilte der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Parlament in Ankara mit: »Im Rechtsstaat gibt es keine Selbstjustiz.« Die Zahl der Toten des Anschlages stieg unterdessen auf 14. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, einer der 56 Verletzten sei im Krankenhaus gestorben. 15 Verdächtige seien festgenommen worden. Die Regierung verdächtigt die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Präsident Recep Tayyip Erdogan hält die HDP für den verlängerten Arm der PKK. Die HDP hat die Tat verurteilt hat - weist die Verantwortung dafür zurück. In der Türkei verübte in den vergangenen Monaten außer kurdischen Rebellen auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat eine Reihe von Anschlägen. So wurden im Juni bei einem Selbstmordattentat im Istanbuler Atatürk-Flughafen 47 Menschen getötet, im August riss ein Selbstmordattentäter auf einer kurdischen Hochzeit in Gaziantep fast 60 Menschen mit in den Tod. Agenturen/nd
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