Jeder Zweite muss mit Altersarmut rechnen

LINKEN-Politikerin Zimmermann fordert Stärkung der gesetzlichen Rente / Caritasverband widerspricht Forderung nach einen höheren Rentenniveau

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Berlin. Jeder zweite Beschäftigte kann nach einem Zeitungsbericht im Alter nur mit einer gesetzlichen Rente auf Grundsicherungsniveau rechnen. Das geht aus einer aktuellen Datenübersicht der Bundesregierung und des Statistischen Bundesamtes hervor, wie die »Saarbrücker Zeitung« berichtet. Die Daten hatte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der LINKEN, Sabine Zimmermann, angefordert. Sie verlangte, die gesetzliche Rente so zu stärken, dass niemand Armut im Alter fürchten müsse.

Die Zeitung berichtet weiter, es sei ein monatliches Bruttogehalt von 2330 Euro nötig, um im Laufe eines durchschnittlich langen Arbeitslebens von derzeit 38 Jahren eine Rente in Höhe der staatlichen Altersgrundsicherung zu erzielen. Nach der aktuellen Verdiensterhebung des Statistikamtes von 2014 verdienten in den gut 37 Millionen erfassten Beschäftigungsverhältnissen aber 19,5 Millionen Beschäftigte weniger als 2330 Euro. Damit bekämen 52 Prozent im Alter eine Rente unter dem durchschnittlichen Alters-Grundsicherungsbedarf von 795 Euro.

Die Deutsche Rentenversicherung Bund warnte ihrerseits vor voreiligen Schlüssen: Die vorgelegten Zahlen gäben keine Auskunft über die tatsächliche Einkommenslage von Rentnerhaushalten, wie Pressesprecher Dirk von der Heide erklärt. Vielmehr verfügten diese in vielen Fällen über Einkünfte aus weiteren Quellen, beispielsweise Betriebsrenten, Kapitaleinkünfte oder Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung.

Ein Gesamtbild der Einkommenslage vermittele der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung aus 2016, so von der Heide. Demnach liege das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Ehepaars ab 65 Jahren bei rund 2500 Euro. Von den heutigen Rentnern bezögen drei Prozent zusätzlich Grundsicherung im Alter, weil Rente und weitere Einkommen zusammen unter dem Grundsicherungsniveau liegt. Ob die Zahl der Menschen mit Grundsicherung in Zukunft steigen wird, ließ die Rentenversicherung allerdings offen.

Die von Gewerkschaften und Sozialverbänden erhobene Forderung nach einem höheren Rentenniveau helfe aus Sicht des Caritasverbandes gerade nicht den bedürftigen Rentnern. Bei ihnen werde eine höhere Rente mit der Grundsicherung verrechnet, sagte der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, Georg Cremer der »Welt«. »Wir reden über die Bekämpfung der Altersarmut und sprechen dabei von Maßnahmen, die die Armen gar nicht erreichen.«

Das Rentenniveau gibt das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn an. Befürchtet wird, dass es ohne Reform von derzeit 48 Prozent bis 2045 auf 41,7 Prozent sinkt. Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will eine Haltelinie bei 46 Prozent erreichen. Dem DGB und vor allem der Linkspartei reicht das nicht. Agenturen/nd

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