Rollentausch
Klaus Joachim Herrmann über Obamas Russland-Attacke
Barack Obama hat im Zorn auf Wladimir Putin Unerwartetes vollbracht. Zum Ende der Amtszeit präsentiert er sich als außenpolitischer Wüterich. Sein designierter Nachfolger Donald Trump hingegen zeigt sich weit besonnener, als sein übler Ruf erwarten ließe. Vor die Reaktion will er Fakten setzen - anstelle von Vermutung, Verdacht, Anschuldigung und giftigem Ausbruch. Die Rollenverteilung in dem üblen Wahlkampf sah noch anders aus.
Den hätte er, so meint Obama, gewonnen. Eine wohlfeil-arrogante, weil spekulativ rückschauende Gewissheit. Jedenfalls verlor seine Favoritin Hillary Clinton. Statt ihrer will nun der alte Präsident wenigstens beim Abgang der Welt zeigen, was sie bei einem Sieg der Demokratin zu erwarten gehabt hätte.
Obamas rüder Rausschmiss von Diplomaten gehört zum Arsenal des Kalten Krieges - jeder feuert die Leute des anderen bis zur unausweichlichen Einsicht der Sinnlosigkeit solchen Tuns. Moskau verweigerte sich demonstrativ dieser Spirale der Eskalation - und zeigte dabei elegant provozierende Lässigkeit.
Es geht längst um mehr als die Frage, wie sehr sich die Gegenspieler verachten oder mögen. Erbittert umstritten ist die Strategie des Umgangs der Supermacht USA mit dem nach dem Zerfall der Sowjetunion in die Weltpolitik zurückgekehrten Russland. Dabei muss sich nicht nur Washington zwischen Kooperation und Konfrontation entscheiden. Moskau jedenfalls hat mit der Einladung von Diplomatenkindern in den Kreml zum Neujahrsfest auch ein ernsthaftes Angebot gemacht.
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