US-Nazis planen bewaffneten Aufmarsch gegen Juden
Der Skiort Whitefish sorgt US-weit für Aufsehen wegen antisemitischer Kampagne gegen Bürgerrechtsaktivisten
Mit dem Wahlsieg von Donald Trump sieht sich die extreme Rechte in den Vereinigten Staaten im Aufwind. Doch wer meint, dass Personen wie der US-amerikanische Publizist und nun Präsidentenberater Stephen Bannon besonders widerlich sind, der wird dieser Tage eines Besseren belehrt. Denn es geht noch viel, viel widerlicher: US-Nazis planen einen bewaffneten Aufmarsch gegen Juden.
Dieser soll noch im Januar im beschaulichen Örtchen Whitefish im nordwestlichen Bundesstaat Montana stattfinden. Ein genaues Datum ist nicht bekannt. Rund 7000 Einwohner leben in dem Städtchen, das für sein nahe gelegenes Skigebiet bekannt ist. Zwei dieser Einwohner sind die Eltern von Richard Spencer, dem Vordenker der extrem rechten Altright-Bewegung. Sie ist ein loser Zusammenschluss von Rechtsextremisten, Rechtsradikalen und anderen Rechten in den Vereinigten Staaten und soll für diese eine Alternative zum traditionellen Konservatismus darstellen.
Spencer spricht von der »Überlegenheit der weißen Rasse«, würdigt Juden herab und ist ein Verfechter ethnischer Säuberungen in den USA. Nach den US-Wahlen feierte Spencer Trumps Wahlsieg auf einer Veranstaltung seines National Policy Institute in Washington, D.C. mit den Worten »Heil Trump! Heil unserem Volk! Sieg Heil!« Teile des Publikums zeigten daraufhin den Hitlergruß.
Zu der antisemitischen Mobilisierung nach Whitefish kommt es nun, weil sich Spencers Mutter, Sherry Spencer, von örtlichen Bürgerrechtsaktivisten bedrängt fühlt. Schnell haben sich daraufhin Unterstützer um sie gescharrt, die sogar noch widerlicher als Spencer selbst sind. Ganz vorne mit dabei ist der US-Neonazi Andrew Anglin. Dieser betreibt die Internetseite »Daily Stormer«, deren Name der NS-Hetzschrift »Der Stürmer« entlehnt ist, und ist laut dem antifaschistischen Southern Poverty Law Center als notorischer Störenfried bekannt.
Auf seiner Website hetzt Anglin offen antisemitisch und rassistisch. Eine Rubrik seiner Seite nennt er »Judenproblem«. In einem Beitrag ruft er zu einem »Trollsturm« gegen Trump-Gegner auf, durch den diese zum Selbstmord getrieben werden sollen. Zudem veröffentlichte Anglin Namen, Fotos und Adressen von Bürgerrechtsaktivisten aus Whitefish. Spencer selbst distanzierte sich nur halbherzig von seinen Unterstützern.
Auch nachdem der Plan von Anglin und Konsorten, bewaffnet in dem kleinen Örtchen aufzumarschieren US-weit für Aufsehen sorgte, halten die Neonazis an ihrer Demonstration fest. »Mein Anwalt sagt, Montana habe ein sehr liberales Waffenrecht, so dass wir einfach mit schweren Gewehren durch die Stadtmitte spazieren können«, schreibt Anglin laut dem britischen »Independent«.
Unter dem Motto »Love not hate«, »Liebe statt Hass«, organisieren örtliche Antifaschisten Proteste gegen den rechten Aufmarsch. Auch die Stadtverwaltung stellt sich gegen die Rechten. »Die Stadt Whitefish lehnt die Ideen und Ideologie von weißen Nationalisten und sogenannten Altright-Aktivisten als einen direkten Affront gegen die wichtigsten Werte und Prinzipien unserer Gemeinschaft ab«, schrieb der Bürgermeister, John M. Muhlfeld, bereits Anfang Dezember in einer Mitteilung.
Auch Montanas Landespolitiker setzen sich gegen die Nazis ein. »Wir bieten der jüdischen Gemeinde unsere vollste Unterstützung an«, schreiben die beiden Senatoren und andere Repräsentanten des US-Bundesstaates in einem offenen Brief.
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