Apple blockiert »New York Times«-App in China

Nutzer im Reich der Mitte können nicht mehr mit iPhone und co. auf Medieninhalte zugreifen

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 3 Min.

In China pflegen die dortigen staatlichen Organe ein ganz spezielles Verhältnis zum Internet. Im Prinzip darf über das Netz alles verbreitet werden, solange es nicht gegen jene Regeln verstößt, die von den staatlichen Organen aufgestellt wurden. Um welche Regeln es sich genau handelt, ist dabei nicht immer klar und führt bei ausländischen Medien zu Verwirrung. Eines ist aber sicher: Das Ansprechen von Menschenrechtsthemen ruft die Zensoren garantiert auf den Plan. Diese haben in China in der Vergangenheit zahlreiche Medienangebote aus dem Ausland gesperrt, darunter die Webseiten der »Deutschen Welle« und des »Wall Street Journals«; zudem wurden Netzwerke wie Facebook, Twitter sowie Google-Dienste geblockt. Auch die »New York Times« (NYT) hatte immer wieder Probleme mit den chinesischen Behörden. So erhielten mehrere Reporter der US-Zeitung in den vergangenen Jahren kein Visum mehr und nach einem Bericht über den persönlichen Reichtum des damaligen Ministerpräsidenten Wen Jiabao wurde die Webseite der NYT in China gesperrt.

Am Donnerstag hat der US-Konzern Apple die App der Zeitung aus seinem Angebot für China herausgenommen, wie die »New York Times« berichtet. Begründet wird dies vonseiten des Konzerns damit, dass die App ihren Nutzern in China schon seit längerem keine Inhalte mehr habe anbieten können und Apple von den chinesischen Behörden darüber informiert worden sei, dass die Anwendung gegen »örtliche Regeln verstößt«. Die NYT sieht darin einen Kotau des Konzerns vor der chinesischen Zensur. Die Forderung, die App aus dem Angebot zu nehmen, sei »Teil eines umfassenden Versuchs, Lesern in China den Zugang zu unabhängiger Berichterstattung der Zeitung über das Land vorzuenthalten«.

Auf heise.de kritisiert die Juristin Farzana Aslam, die an der Universität Hongkong lehrt, die Maßnahme von Apple. Dadurch, dass der Konzern keinen konkreten Grund für die Löschung nenne und keine Angaben zu dem Vorgehen der chinesischen Behörden mache, könnten sich Medienhäuser wie die NYT so gut wie nicht juristisch wehren. Als problematisch wertet es Aslam laut heise.de zudem, dass sich Apple zwar in den USA gegen die von den dortigen Sicherheitsbehörden geforderte Entsperrung des iPhones wehrte und dies mit den Firmenwerten begründete, diese Werte aber offenbar für Apple auf dem chinesischen Markt nicht von Bedeutung seien.

sueddeutsche.de sieht in der Löschung der NYT-App eine konsequente Linie der eigenen Firmenpolitik. In den vergangenen Jahren habe es häufiger Fälle gegeben, in denen das Unternehmen vermeintlich harmlose Inhalte entfernt habe. Meist ging es »dabei um Themen wie Politik, Religion oder Nacktheit - Apple will damit wohl auch vermeiden, als Shop-Anbieter anzuecken. Kritiker sehen das als Zensur, schließlich seien einzig die App-Ersteller für die Inhalte verantwortlich und der App-Store nur eine Vertriebsplattform«.

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