Suche nach weiteren Überlebenden am Gran Sasso

Nach dem erneuten Erdbeben im mittelitalienischen Bergland setzten die Rettungskräfte ihre Arbeit in einem verschütteten Berghotel fort

  • Lesedauer: 3 Min.

Papst Franziskus hat am Sonntag den Einsatzkräften gedankt, die seit Tagen an dem von einer Lawine zerstörten Berghotel Rigopiano in Italien fieberhaft nach Verschütteten suchen. »Ich möchte all jenen Mut machen, die sich mit so viel Großzügigkeit an den Rettungsarbeiten beteiligen«, sagte das Kirchenoberhaupt nach dem Angelus-Gebet vor 20 000 Gläubigen auf dem Petersplatz.

»In den vergangenen Tagen haben Erdbeben und starke Schneefälle viele unserer Brüder und Schwestern in Mittelitalien, und speziell in den Abruzzen, den Marken und im Latium, erneut auf eine harte Probe gestellt«, so Franziskus. Er sei den Familien der Opfer im Gebet nah und betonte mit Blick auf die Helfer: »Danke für Eure Nähe, für Eure Arbeit, für Eure konkrete Hilfe. Grazie.«

Nach vier schweren Erdstößen, die am Mittwoch das Zentrum Italiens erschüttert hatten, war eine gewaltige Lawine auf das am Fuße des Gran-Sasso-Massivs gelegene Viersternehotel niedergegangen und hatte Teile des Gebäudes mitgerissen. Bisher wurden elf Überlebende geborgen, fünf Menschen konnten nur noch tot in den Schneemassen gefunden werden. 23 Personen wurden am Sonntag noch vermisst. Dennoch wurde die Suche nach Überlebenden in dem stark beschädigten Hotel fortgesetzt. Dutzende Rettungskräfte waren am Sonntagmorgen an der Unglücksstelle im Einsatz. Allerdings gab es dort seit mehr als 24 Stunden kein Lebenszeichen mehr.

»Wir haben Hoffnung. Selbst wenn es kein Lebenszeichen gibt. Man kann durch eine Mauer stoßen und dann plötzlich einen Kontakt haben, so war es auch bei den anderen Überlebenden«, sagte ein Feuerwehrsprecher am Sonntag. Das Hotel habe an einer Felswand gestanden, sodass die Rückseite des Gebäudes geschützt gewesen sei. Daher sei es möglich, dass noch weitere Räume intakt geblieben seien. Das Problem bestehe darin, dorthin vorzudringen.

Am Samstag hatten die Helfer vier Überlebende retten können, zwei Frauen und zwei Männer. Unter den aus dem Inneren des Hotels Geretteten sind auch vier Kinder. Sie hatten mehr als 40 Stunden in dem zerstörten Gebäude unter Schneemassen ausgeharrt. Ein Arzt in Pescara sagte am Freitag, die Überlebenden hätten Glück gehabt, dass sie nicht direkt mit dem Schnee in Berührung gekommen seien. Zwei Männer hatten das Lawinenunglück im Freien überlebt und waren bereits am Donnerstag gefunden worden. Unter den fünf Toten waren auch die Eltern eines geretteten Jungen.

Die verheerende Lawine war am späten Mittwochnachmittag durch eine Serie von Erdstößen ausgelöst worden und hatte das Hotel unter Schneemassen begraben. Das »Rigopiano« liegt einsam in 1200 Metern Höhe am Hang des Gran Sasso. Die Abruzzen werden schon seit August vergangenen Jahres immer wieder von starken Erdbeben heimgesucht. Die Erdstöße vom Mittwoch hatten eine Stärke von über 5 Punkten auf der Richter-Skala.

Experten rechnen mit weiteren Beben in der Region. Die Abruzzen gelten als eine Hochrisikoregion. 2009 war L'Aquila, die Hauptstadt der Region, von einem verheerenden Beben getroffen worden, dem damals rund 300 Menschen zum Opfer gefallen waren. In der Stadt mit rund 70 000 Einwohnern sowie in umliegenden Ortschaften waren dabei etwa 15 000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden. Zehntausende Menschen hatten dadurch ihr ihr Obdach verloren. Agenturen/nd

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