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Klötzchenstadt am Hauptbahnhof

Entwurf für Kiezzentrum der Europacity vorgestellt - massiv und ziegelrot

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Langsam, ganz langsam nimmt die Europacity an der Heidestraße nördlich des Hauptbahnhofs Gestalt an. Nun ist klar, wie das künftige Herzstück der Gegend aussehen soll: Es wird ein fünf- bis neunstöckiger Ziegelklotz. Administrativ hört der Bau, in dem auf knapp 10 000 Quadratmetern Grundfläche 170 Wohnungen sowie Büro- und Einzelhandelsflächen untergebracht werden sollen, auf den Namen Nahversorgungszentrum. Ein 2500 Quadratmeter großer Supermarkt und weitere Geschäfte wie eine Drogerie sollen die Konsum-Grundbedürfnisse decken, auch Gastronomie ist vorgesehen.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (parteilos, für LINKE) lobt den Entwurf des Berliner Architekturbüros ROBERTNEUN. Der Jury beim Architekturwettbewerb habe viel sehr gut gefallen. Unter anderem die »starke Architektursprache« und, dass die Ausführung als Ziegelbau »sich stark auf die industrielle Vergangenheit des Gebiets bezieht«. Architekt Nils Buschmann spricht über die »großmaßstäblichen Blöcke als Grundform«, deren einzelne Fronten jedoch »individualisiert und gegliedert werden konnten«.

Tatsächlich findet Susanne Torka den Entwurf etwas weniger furchtbar als vieles andere in der Gegend. Sie engagiert sich seit langem im »Verein für eine billige Prachtstraße - Lehrter Straße«. Dort, auf der anderen Seite der Bahnstrecke, baut die Groth-Gruppe ihr Großprojekt »Mittenmang«. Rund 1000 Wohnungen entstehen in mehr als einem Dutzend in Zickzackform angeordneten Häusern mit dem zweifelhaften Charme von Riegelbauten der 1960er Jahre. Trotz der eher dürftigen architektonischen Qualität soll eine 100-Quadratmeter-Wohnung über eine halbe Million Euro kosten.

»Bei uns wird es nur Mietwohnungen geben«, versichert Thomas Bergander, Geschäftsführer der Quartier Heidestraße GmbH, die den Supermarktblock in der Europacity baut. Über die künftigen Mieten kann oder will er nichts sagen, auch die Investitionssumme kann er nicht nennen. Insgesamt 860 Wohnungen baut der Investor an der Heidestraße, davon ein Viertel preisgebunden. Die meisten der mietregulierten Wohnungen werden in einem Häuserblock südlich des neuen Zentrums entstehen. »Ob sie zu 6,50 Euro oder 8 Euro pro Quadratmeter angeboten werden, kann ich noch nicht sagen. Wir haben uns noch nicht auf ein Fördermodell festgelegt«, sagt Bergander. Im Mai soll mit der Verlegung der Versorgungsleitungen begonnen werden, im Herbst der Aushub der Baugrube starten. »Ende 2019 könnte das Projekt fertig sein«, hofft Bergander.

Ebenfalls noch dieses Jahr soll der Bau einer neuen Fußgängerbrücke über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal beginnen. Damit soll das Quartier besser an Mitte angebunden werden. Auch über die Eisenbahnstrecke soll künftig eine Fußgängerbrücke führen. »Die ist allein schon wegen der Ausgleichsgrünflächen nötig«, sagt Lüscher. Die künftige Bebauung an der Heidestraße fällt eben massiv aus. Insgesamt 3000 Wohnungen sowie viel Büroraum sollen hier entstehen. Ein Baubeginn für die Brücke steht noch nicht fest.

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