PLATTENBAU

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Erwachsen wurde er im Elsass, doch die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte Rachid Taha (geb. 1958) in Algerien. Für seine musikalische Sozialisation spielte die traditionelle Musik seines Heimatlandes eine wesentliche Rolle, auch wenn er nie aufgehört hat, sich stilistisch weiterzuentwickeln. Rai, Multikulti-Rock, Turkpop - seit weit über 20 Jahren bereichert Rachid Taha vor allem die französische Musikszene. Vor acht Jahren veröffentlichte er das Album »Diwan« mit Versionen traditioneller nordafrikanischer Lieder. Er wollte, so sagte er damals, die Lieder singen, die ihn beeinflusst haben und seine kulturelle Herkunft würdigen: maghrebinisch im musikalischen und französisch im geografischen Sinne. Es ist die Atmosphäre des kulturellen Exils, die Rachid Taha auf seinem Nachfolgealbum »Diwan 2« nun wiederbelebt. Er kehrt nicht nur zu den Liedern zurück, die er schon aus dem Plattenschrank seiner Eltern kennt, sondern holt sich die Altmeister aus den verrauchten Pariser Bars vergangener Jahrzehnte ins Studio: Mohamed Mazouni, Ahmed Wahby, Dahmane El Harrachi. Im Vergleich zu seinem Vorgänger klingt »Diwan 2« ein wenig akustischer und traditioneller und gewinnt durch die ausgezeichnete Produktion von Steve Hillage einen erdigen, rhytmischen Drive, besonders in den zwei von Rachid Taha selbst beigesteuerten Stücken. Bluesgeschwängerte Sehnsucht und rauchige Nostalgie schimmern durch Text und Musik. Den melancholisch-orientalischen Melodien zum Trotz vermittelt der Rhythmus immer, dass es weiter geht. Schönstes Stück auf der Platte ist der Eröffnungstrack »ecoute moi camarade«, ein traurig-süßes Zwiegespräch des Sängers Mohamed Mazouni mit sich selbst über die unerwiderte Liebe. Sebastian Blottner
Rachid Taha: Diwan 2 (Wrasse Records/Universal)

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