Win-win-win: Sieg für Holm, Besetzer und die HU
Nicolas Šustr zur zurückgenommenen Entlassung des Stadtsoziologen
Andrej Holm und seine Unterstützer können sich freuen, schließlich hat die Berliner Humboldt-Universität (HU) seine angekündigte Entlassung als wissenschaftlicher Mitarbeiter zurückgenommen. Den größten Nutzen zieht daraus HU-Präsidentin Sabine Kunst. Sie kann damit rechnen, dass die Besetzer des Instituts für Sozialwissenschaften, an dem Holm forschte und lehrte, demnächst abziehen.
Vor bald einem Monat hatten die Studenten das Gebäude im Herzen der Hauptstadt zur »Uni von unten« umfunktioniert. Die Forderungen der Besetzer – Studierende und Aktivisten – gingen weit über die Rücknahme der Entlassung Holms hinaus. Sie wollten eine kritische Wissenschaft jenseits der modernen Verwertungszwänge. Die HU und Kunst müssen nun auch nicht mehr einem vielleicht jahrelang andauernden Arbeitsgerichtsprozess entgegensehen, an dessen Ende die Entlassung Holms vielleicht ebenso rückgängig gemacht worden wäre.
Aber auch Andrej Holm profitiert von seiner expliziten Entschuldigung. Er erspart sich eine möglicherweise jahrelange Ungewissheit über seine berufliche Zukunft. Und ob die Besetzung des Instituts die anstehende vorlesungsfreie Zeit überdauert hätte, ist mehr als ungewiss. Bisher waren Semesterferien der fast sichere Tod studentischen Protests. Es war also der beste Zeitpunkt für beide Seiten, aufeinander zuzugehen.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.