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Ein Preisvergleich lohnt

Alternative Geldinstitute

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Dem Branchenführer geht es bestens. Eigentlich. 2016 wuchs das Geschäftsvolumen der GLS Bank um rekordverdächtige 14 Prozent. Die Banker konnten nahezu 30 000 neue Kundinnen und Kunden für sich gewinnen - was schon allein der Größe einer Volksbank entspricht. »Gleichzeitig sind unsere Kosten nur um rund drei Prozent gestiegen, was zeigt, dass die GLS Bank nicht nur transparent und sinnvoll für ihre Kunden arbeitet, sondern auch effizienter«, warb Vorstandssprecher Thomas Jorberg vor der Presse in Hamburg.

Die steigende Nachfrage erklärt er mit dem Leitbild seiner »Nachhaltigkeitsbank«. Viele Menschen stellten sich heute die Frage, ob Wirtschaft und Banken nicht den sozialen und ökologischen Wohlstand aller zum Ziel haben sollten. So finanziert die GLS 24 600 mehr oder weniger alternative Unternehmen und Projekte mit Krediten.

Wirtschaftlichen Zwängen kann sich aber auch die GLS nicht entziehen. Um in Zeiten extrem niedriger Zinssätze größeren Spielraum für ihr sozial-ökologisch ausgerichtetes Geschäft zu erhalten, erhebt das Bochumer Institut seit Jahresbeginn einen Grundbeitrag von Kunden und Mitgliedern - ein Novum in der deutschen Bankenlandschaft.

Monatlich werden von Neukunden 5 Euro Mitgliedsbeitrag fällig - bei Girokonten kommen noch 3,80 Euro Kontoführungsgebühr oben drauf. Junge Erwachsene bis 28 Jahre und Geringverdiener zahlen 1 Euro. Der Beitrag soll bei voller Entfaltung ab 2018 jährlich rund 10 Millionen Euro einbringen. Bis dahin möchte man auch die Altkunden von der Beitragszahlung »überzeugen«.

Keine Kündigungswelle

Dennoch fürchtet die genossenschaftliche Bank keine Kündigungswelle. Die Zahl der Kündigungen durch den GLS-Beitrag sei nicht bemerkenswert gestiegen, sagt der Chef von Deutschlands größter Alternativbank. Die Neukundengewinnung leide bislang gar nicht, brutto wachse die Kundenzahl unverändert um 2000 bis 2500 pro Monat. Die Bank stelle sich darauf ein, dass ein bis zwei Prozent ihrer derzeit 210 000 Kunden wegen des Kundenbeitrages den Rücken kehren werden.

Kirchenbanken kassieren

Ein Preisvergleich bei ethisch-ökologischen Banken lohne sich. Das kostenlose Girokonto gehöre auch bei alternativen und kirchlichen Banken weitgehend der Vergangenheit an, meint Ulrike Brendel von der Verbraucherzentrale Bremen. Nur die Bank im Bistum Essen bietet noch ein Girokonto ohne Gebühren und mit kostenloser Girokarte an. Das ergab der Girokontenvergleich ihrer Verbraucherzentrale.

Im Vergleich zur letzten Erhebung im November 2016 haben sich die Kosten für Kontoführung und Girokarte bei den zwölf untersuchten Banken allerdings kaum verändert: Lediglich die Steyler Bank hat die Gebühren erhöht. Einige Banken haben ihre Zinsen für den Dispositionskredit sogar nochmals gesenkt.

Auch die Ethikbank, eine bundesweit aktive Direktbank der Volksbank im thüringischen Eisenberg, denkt über die Einführung eines Mitgliedsbeitrages nach. Für die anderen untersuchten Kreditinstitute ist dieses Entgeltmodell derzeit kein Thema, so die Umfrage.

»Der Trend geht generell weg vom Gratiskonto«, sagt Frau Brendel, Leiterin des Projekts »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« in der Verbraucherzentrale an der Weser. Bei alternativen und kirchlichen Banken bekommen Verbraucher für ihr Geld auch nicht allein Bankdienstleistungen. Diese Kreditinstitute wenden ethisch-ökologische Kriterien bei ihren Bankgeschäften an. Kundengelder fließen zum Beispiel nicht in bedenkliche Branchen wie die Rüstungs-, Atom- oder Gentechnikindustrie. Ein gutes Gewissen gibt es eben nicht zum Nulltarif.

Die Bandbreite bei den untersuchten Girokonten reicht vom kostenlosen Konto der Bank im Bistum Essen bis zu jährlichen Kosten von 72 Euro für Konto und Girokarte bei der Bank für Orden und Mission. Der Girokontenvergleich zu alternativen und kirchlichen Banken ist auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bremen abrufbar.

Verbraucher, die Umwelt- und Klimaschutz fördern möchten, können sich bundesweit vor Ort in einer Verbraucherzentrale kostenpflichtig beraten lassen oder sich im Internet unter www.vz-hb.de/ethisch-oekologische-geldanlage über das Angebot an ethisch-ökologischen Geldanlagen informieren.

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