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Hasenbraten ohne Blei

Das gesundheitsschädliche Metall dürfen Jäger in Niedersachsen bald nicht mehr verschießen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Appetit auf gut gewürzte Hasenkeulen oder gespickten Rehrücken kann gründlich vergehen bei der Lektüre eines Papiers der Bundesanstalt für Risikobewertung (BFR) zum Thema Wildfleisch. Es gehöre zu den am höchsten mit Blei belasteten Lebensmitteln, heißt es dort. Wesentliche Ursache sei die bei der Jagd verwendete Bleimunition. Das Metall sei schon in kleinsten Mengen gesundheitsschädlich, beeinträchtige die Blutbildung, habe negative Auswirkungen auf die Nieren und andere Organe und auch auf das zentrale Nervensystem. Zudem lagere sich Blei in den Knochen ab. Besonders gefährlich sei es für Kinder und Schwangere, informiert das BFR, beruft sich hier auf Erkenntnisse der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit.

Angesichts solcher Warnungen fordern Umweltorganisationen seit Jahren ein generelles, für alle Reviere geltendes Verbot bleihaltiger Munition bei der Jagd. Nur vier Bundesländer haben es bereits erlassen: Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und das Saarland. Nun verbannt auch Niedersachsen das Blei aus Büchsen und Flinten. Die SPD/Grünen-Koalition hat dazu im Landtagsausschuss für Verbraucherschutz eine Änderung des Jagdgesetzes auf den Weg gebracht.

Die Novelle muss noch das Parlament passieren, und das wird geschehen, auch wenn die Opposition wie gewohnt an der rot-grünen Initiative herummäkeln dürfte. So wie sie es schon 2013 tat. Seinerzeit hatte der Landtag zunächst, wie auch viele andere Bundesländer, nur für die Landesforsten - nicht aber für private Jagdgebiete - den bleihaltigen Schuss untersagt. Die CDU-Fraktion bemängelte damals: Bleifreie Geschosse führten oft nicht unmittelbar zum Tod des Wildes, tierschutzgerechtes Erlegen sei deshalb nicht gewährleistet.

Dem widerspricht das Ergebnis einer Untersuchung, mit der die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung die Hochschule für nachhaltige Entwicklung im brandenburgischen Eberswalde beauftragt hatte. Deren Experten zogen in einem 150-seitigen Gutachten das Fazit: Ein Verzicht auf Blei als Geschossmaterial sei mit Blick auf die tierschutzgerechte Tötungswirkung möglich, sofern die Munition entsprechend konstruiert wird.

Mit herkömmlicher, bleihaltiger Munition erlegte Tiere bringen durch belastetes Fleisch aber nicht nur Gefahren für den Menschen an sich, gibt die jagdpolitische Sprecherin der niedersächsischen Landtagsgrünen, Miriam Staudte, zu bedenken. Auch Wildtiere, besonders Greifvögel, die mit dem Aas Bleimunition aufnehmen, seien stark gefährdet, mahnt die Abgeordnete. Der Naturschutzbund NABU erläutert: Magensaft von Greifvögeln habe einen sehr niedrigen pH-Wert, sei also sehr sauer. »Bleipartikel werden deshalb schnell gelöst und gelangen über das Blut in den Körper, wo das Blei seine schädliche Wirkung entfaltet. Dies ist bei Säugetieren nicht in gleichem Maße der Fall«, wissen die Naturschützer.

Wie der NABU, so fordern weitere Umweltverbände, unter ihnen der BUND, ein bundesweites Verbot bleihaltiger Jagdmunition. Bislang aber hat dies in Berlin nicht zum Erfolg geführt, so dass mehrere Länder in der Sache aktiv wurden und werden - wie jetzt Niedersachsen. Das Bleiverbot soll dort zum 1. April in Kraft treten, doch für die Besitzer alter Waffen, mit denen ausschließlich Bleimunition verschossen werden kann, ist eine Übergangsfrist bis 2020 vorgesehen.

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