Bigott statt zivilisatorisch

Uwe Kalbe über das von Minister Maas geplante Verbot von Kinderehen

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Dass Minderjährigen in Deutschland die Ehe versagt ist, muss als zivilisatorischer Fortschritt gelten gegenüber finsteren Zeiten, da Kinder einander versprochen wurden, um Weltreiche zu schmieden oder als Tauschobjekte missbraucht wurden, wenn die Not groß war. Für so etwas zahlen die Kinder mit bleibenden seelischen Schäden und die Gesellschaft mit nachhaltig verdorbenen Sitten. Die Kinderehe ist deshalb hierzulande glücklicherweise absolute Ausnahme und gesellschaftlich nicht gewollt.

Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, weshalb die bisherige Gesetzeslage einen Spielraum für den Zweifelsfall ließ, ohne dass damit die sozialen Normen gefährdet worden wären. Das Gesetz von Minister Maas, das Kinderehen nun mit einem Bann belegt, folgt anderer Intention. Es ist auf die mit der Migration nach Deutschland schwappenden Fälle von Minderjährigenehen gemünzt. Doch auch hier ist das Leben vielfältig. Wer will Nutzen und Schaden abwägen, wenn der Staat eine Ehe von Flüchtlingen trennt, in der sich die Partner gegenseitig letzter Halt sind?

Doch was, wenn Mädchen von Familien zu ihrem »Glück« gezwungen werden und deshalb ihre Ehe verteidigen? Ausweg kann nur die Prüfung des Einzelfalls und ein Mindestmaß an Toleranz sein. Das Gesetz jedenfalls ist kein Beitrag zur Weltverbesserung, sondern Teil eines Kampfes der Kulturen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.