In Schussweite
Klaus Joachim Herrmann über die Visite des US-Außenministers in Moskau
Ob dem US-Außenminister in Moskau die Weihe eine Besuchs im Kreml zuteil werde, entschied sich abends. Dessen Hausherr sprach mit beiden Chefdiplomaten. Vielleicht ein gutes Zeichen. Denn die Ausgangslage war für einen direkten Dialog Putin-Tillerson oder dessen Absage gleichermaßen geeignet. In Syrien sind die atomaren Supermächte in Schussweite geraten. Washington bombardiert den Verbündeten Moskaus, dieses will von der Inszenierung von Chemieangriffen als Provokation wissen.
Hoffnungen auf einen Schwenk des Weißen Hauses weg von einer zuletzt schon hasserfüllten Russland-Politik wurden bitter enttäuscht . Alles wurde nur noch schlimmer. Die Kriminalisierung von Russland-Kontakten der Leute Trumps durch Geheimdienste, Bundespolizei und Medien erzielt Wirkung. So etwas wie die Bespitzelung seines Ex-Beraters Page als möglicher Agent Moskaus macht Angst und soll es auch. Gerade wer - wie der Chef des State Department - früherer sachlicher Kontakte überführt ist, dürfte sich solchem Verdacht heute vielleicht lieber entziehen wollen.
Zu allem Überfluss gerieten ausgerechnet zum Antrittsbesuch des US-Außenministers die Präsidenten auch noch per Fernduell aneinander. Es sieht übel aus. Doch nun immerhin ein Gespräch im Kreml - ohne diesen wird es ebenso wenig eine Entschärfung geben wie ohne das Weiße Haus.
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