- Kommentare
- Sieben Tage, sieben Nächte
Wissenschaftlich bewiesen: Vermieter haben recht
Wie Ökonomen die Zustimmung zu Mietpreisbremsen erklären
Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört neben Essen, Trinken und Wohnen das Rechthaben. Eine Folge dieses Bedürfnisses ist der psychologische Effekt des »confirmation bias«: Wenn Menschen Informationen erhalten, die ihren Überzeugungen widersprechen, sind sie skeptisch und zögern, diese Informationen zu akzeptieren: Fake News! Dies gilt insbesondere bei politischen Überzeugungen. Auch hier werden Fakten, die der eigenen Haltung zuwiderlaufen, als weniger glaubwürdig oder eingefärbt abgetan.
Das ist auch bei Mietpreisbremsen der Fall, erklärt das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo in einer Studie. Das marktliberal gesinnte Institut stellte sich die Frage: Warum finden so viele Leute Mietpreisbremsen gut, obwohl doch wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie schlecht sind? Schließlich führen laut Ifo gesetzliche Mietgrenzen dazu, dass die Vermieter*innen ihre Wohnungen nicht instandhalten, keine neuen bauen und Wohnraum damit knapp bleibt. »Unter Ökonomen herrscht ungewöhnlich großer Konsens darüber, dass Mietpreisbindungen ineffizient und schädlich sind«, so das Institut. »Trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist die Popularität verschiedener Formen der Mietpreisbindung weltweit ungebrochen.« Ein klassischer Fall von Wissenschaftsfeindlichkeit!
Wo kommt die her? Um das zu beantworten, befragte das Ifo 18.000 Personen zu ihrer Haltung zu Mietpreisbremsen. Anschließend konfrontierte sie die Befragten mit Informationen zu den schädlichen Wirkungen der Bremsen. Ergebnis: Bei ehernen Unterstützern der Bremsen, also bei eher linken Personen, fruchtete die Information nichts, ihre Haltung veränderte sich kaum. Diese Sturheit, so das Ifo, »stellt politische Kommunikation vor große Herausforderungen«, also vor das Problem, wie man Bremsenbefürworter*innen umstimmen kann.
Grundlage des ganzen Problems ist eine tendenzielle Unvereinbarkeit von Wohnraumversorgung und Renditeinteressen privater Immobilieneigentümer*innen. Um möglichst viel zu verdienen, erpressen die Eigentümer*innen die Menschen mit ihrem Bedürfnis nach Wohnraum. Dieses Bedürfnis ist so stark, dass die Vermieter*innen tendenziell unbezahlbare Mieten durchsetzen können. Wird ihnen das durch Mietbremsen erschwert, lassen sie ihr Eigentum verfallen oder bauen kein neues, weil es sich für sie nicht lohnt. Dieser Sachverhalt ist laut Ifo-Institut »wissenschaftlich« belegt, also schlicht die Realität, die links-vernagelte Menschen nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
Wenn private Renditeinteressen und Versorgung der Menschen mit bezahlbarem Wohnraum nicht zusammenpassen, dann, so die »Wissenschaft«, darf es keine Mietbremsen geben, denn die behindern den Bau weiterer Wohnungen, die die Menschen sich nicht leisten können.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.