Immer weniger Flüchtlinge gehen »freiwillig« zurück

Zeitungen: Von Januar bis März wählten rund 8.500 Menschen diese Option / Grüne: Menschen nicht zur Freiwilligkeit drängen

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Berlin. In den drei ersten Monaten dieses Jahres sind deutlich weniger Flüchtlinge freiwillig aus Deutschland in ihr Heimatland zurückgekehrt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt nutzten von Januar bis März 8.468 Menschen die Option der »freiwilligen« Ausreise, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) unter Berufung auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge berichteten. Im ersten Quartal 2016 waren es demnach noch 13.848 Personen gewesen.

Zuvor war die Zahl derer, die aus freien Stücken aus Deutschland in ihr Herkunftsland aufbrachen, deutlich nach oben gegangen: Kehrten 2014 noch 13.574 Menschen freiwillig zurück, waren es 2016 laut Flüchtlingsamt schon 54.006. Die meisten von ihnen stammten aus Albanien, Serbien, Irak, Mazedonien, Afghanistan und dem Kosovo, wie es hieß.

Bund und Länder finanzieren Flüchtlingen die freiwillige Rückkehr unter bestimmten Voraussetzungen mit mehr als 1.000 Euro »Starthilfe« pro Person. Am Donnerstag stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gemeinsam mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Berlin ein Online-Portal vor, das Flüchtlingen und Migranten in verschiedenen Sprachen mehr Informationen und Hintergründe zur freiwilligen Ausreise, aber etwa auch zur Arbeitsmarktsituation im jeweiligen Heimatland geben soll. Das Projekt startet zunächst mit einer Testphase.

Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, warnte vor einem »Hineindrängen« der Geflüchteten in eine »freiwillige Ausreise«, etwa während der Anhörung zum Asylverfahren. Es gehe nicht nur um Geld oder um Informationen, sondern um die Frage, ob und wie eine Reintegration vor Ort im Heimatland möglich sei, sagte sie den Zeitungen.

Hinzu kommen die schlechten bis katastrophalen Aussichten für Rückkehrer in ihren Heimatländern. Während in Afghanistan Krieg herrscht, Anschläge selbst die Hauptstadt Kabul erschüttern. Die Taliban sind erstarkt, selbst die NATO erwägt, mehr Soldaten in das Land zu schicken. In den Ländern des Balkan sind es vor allem schlechte wirtschaftlichen Aussichten. In Kososvo kommt derzeit außerdem eine Regierungskrise dazu: Erst gestern hat das Parlament in Pristina mit deutlicher Mehrheit für einen Misstrauensantrag gegen die Regierung votiert. Damit ist die Koalition unter Ministerpräsident Isa Mustafa am Ende. Dem vorausgegangen war monatelanger politischer Stillstand. Agenturen/nd

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