Pogida-Chef untergetaucht

Organisator der rassistischen Demonstrationen in Potsdam ist nicht zur Verhandlung erschienen

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Potsdam. Der Organisator der fremdenfeindlichen Pogida-Demonstrationen in Potsdam, Christian Müller, soll wegen Körperverletzung in Haft. Das Landgericht Potsdam verwarf die Berufung des 33-Jährigen gegen das Urteil des Amtsgerichts, weil Müller am Montag nicht zur Verhandlung erschienen war. Das Amtsgericht hatte Müller im Februar 2016 zu einem Jahr Haft verurteilt, weil er laut Urteil in der Silvesternacht 2014/2015 zwei Partygäste schwer verprügelt hatte.

»Der Bewährungshelfer hat keinen Kontakt zu ihm«, sagte die Vorsitzende Richterin, Ulrike Phieler-Morbach. »Nach seinen Worten ist davon auszugehen, dass Herr Müller untergetaucht ist.« Einen von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehl erließ das Gericht nicht. Nun soll die Staatsanwaltschaft zunächst den Aufenthalt von Müller ermitteln.

Das Gericht entschied auch nicht über die Berufung der Staatsanwaltschaft, die eine Haftstrafe von 16 Monaten gefordert hatte. Dies kann nach Angaben eines Gerichtssprechers später erfolgen. Müller könnte binnen einer Woche auch noch Revision einlegen, sagte der Sprecher. Dies wäre aber wenig erfolgversprechend. Denn seine Berufung wurde verworfen, weil Müller nicht vor Gericht erschien.

Wenn nach Ende der Revisionsfrist das Urteil des Amtsgerichts rechtskräftig wird, würde Müller zum Haftantritt geladen. Sollte er die Strafe nicht antreten, würde ein Haftbefehl erlassen.

Müller hatte Anfang vergangenen Jahres mehrere Pogida-Demonstrationen nach dem Vorbild der Dresdner Pegida-Bewegung organisiert. Nach schweren Ausschreitungen von Gegendemonstranten bei der ersten Kundgebung hatte die Polizei bei späteren Pogida-Aufzügen bis zu 1000 Beamte und auch Wasserwerfer eingesetzt.

Ein Prozess gegen einen linken Gegendemonstranten wurde am Montag vom Amtsgericht wegen geringer Schuld gegen eine Geldauflage von 100 Euro eingestellt. Der Student hatte bei einem Pogida-Aufmarsch im Februar 2016 eine Polizeisperre durchbrochen, um an einer Sitzblockade gegen den fremdenfeindlichen Aufzug teilzunehmen. dpa/nd

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