Öko-Promi wird Minister

»Umwelt-Rockstar« Hulot unterstützt nun Macron

  • Susanne Götze
  • Lesedauer: 2 Min.

Er war immer mittendrin. Seit 30 Jahren engagiert sich Nicolas Hulot für den Umweltschutz in Frankreich - hofiert von rechten und linken Präsidenten, respektiert von Unternehmern, geliebt und gehasst von der Umweltbewegung. Ein Rockstar der Umweltbewegung. Nun kann sich Emmanuel Macron als erster Präsident die Marke »Hulot« anheften: Am Mittwoch ernannte Macrons Premier Edouard Philippe Hulot zum französischen Umweltminister.

Seit er 2002 Jacques Chirac unterstützte, versuchten Präsidenten Hulot für sich zu gewinnen - umsonst. Nicolas Sarkozy und François Hollande erteilte er eine Absage. Im Interview mit klimaretter.info antwortete Hulot im November auf die Frage, warum er nie Minister werden wollte: »Das ist nicht meine Art, Dinge zu bewegen. Als Umweltminister stehst du zwischen Baum und Borke, zwischen Finanz- und Wirtschaftsminister und dem Präsidenten. Und eigentlich hast du wenig Chancen, deine Anliegen durchzubringen.«

Begonnen hat Hulots Karriere 1987 mit der Sendung »Ushuaïa«. Filmchen aus den 1980er Jahren zeigen Hulot im Strickpullover in einer Blockhütte im Wald, wie er über das Landleben und eine intakte Umwelt schwadroniert.

Doch Hulot ist mehr als ein Selbstdarsteller. 1990 gründete er eine Umweltstiftung, die Fondation Nicolas Hulot. Sie fährt Kampagnen gegen die Vermüllung der Meere und unterstützt Indigene im Kampf gegen Großprojekte. Hulots Auftrag: Sensibilisierung für Ökothemen. Alle fünf Jahre versuchte er, den Umweltschutz bei Wahlen aufs Tapet zu bringen und verpflichtete etwa Sarkozy zu einem »Öko-Pakt«. Von Hollande wurde er zum »Sondergesandten für den Schutz des Planeten«. Unbezahlt, wie er betonte.

Dass er sich mit Konzernbossen an einen Tisch setzt und für Imagekampagnen einkaufen lässt, wenn es der Sache dient, findet nicht jeder richtig. Bei einem Besuch des besetzten Flughafengeländes von Notre-Dames-des-Landes wurde er von Ökoaktivisten ausgebuht. Doch jene könnten von Hulot »gerettet« werden. Nachdem Ex-Präsident Hollande den Streit nicht lösen konnte, könnte Hulot das Projekt stoppen. Einige Medien spekulieren sogar, dass er einen Deal mit Macron eingefädelt haben könnte und nur unter der Bedingung eines Stopps der Flughafenpläne den Posten annahm.

Von seiner Vorgängerin Ségolène Royal übernimmt Hulot zudem die Erbschaft einer beginnenden Energiewende und eines alternden nuklearen Kraftwerksparks. Delikat: Noch nie war ein AKW-Gegner in Frankreich Umweltminister. Hulot ist nicht nur für einen Atomausstieg, sondern auch gegen Schiefergas, Gentechnik und Massentierhaltung. Vor wenigen Monaten erklärte er: »Die politische Klasse hat für die Lösung der aktuellen Probleme des Landes nur völlig veraltete Rezepte.« Nun muss er beweisen, ob er mit Macron den Neuanfang wagt.

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