Jeder zehnte ALG-I-Bezieher braucht Hartz IV-Leistungen

LINKE-Anfrage: Über 80.000 Empfänger auf staatliche Grundsicherung angewiesen / Einführung des Mindestlohnes hat Situation im Osten nur leicht entspannt

  • Lesedauer: 2 Min.

Saarbrücken. Die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I, die zuvor so wenig verdient haben, dass sie ihre Versicherungsleistung mit Hartz IV aufstocken müssen, ist im vergangenen Jahr um gut 10.000 auf 81.255 gesunken. Damit war allerdings immer noch etwa jeder zehnte Bezieher von Arbeitslosengeld I zusätzlich auf staatliche Grundsicherung angewiesen, wie die «Saarbrücker Zeitung» am Montag berichtete. Die Quote sei von elf auf 10,3 Prozent gesunken, hieß es unter Berufung auf aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Der Rückgang sei offenbar auch auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren zurückzuführen, berichtete die Zeitung. Denn in den neuen Bundesländern, wo im Durchschnitt niedrigere Löhne gezahlt werden als im Westen, habe sich der Anteil der arbeitslosen Aufstocker an allen dortigen Beziehern von Arbeitslosengeld I von 2015 bis 2016 deutlich von 15,4 auf 14,1 Prozent reduziert. In den alten Ländern dagegen sei die Quote nur minimal von 9,7 auf 9,3 Prozent gesunken.

Das Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung, für die man oft viele Jahre eingezahlt habe, sei keine Garantie, im Falle der Erwerbslosigkeit einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der LINKEN, Sabine Zimmermann, der Zeitung. Sie hatte die Zahlen bei der BA angefordert. Deshalb gelte es, den Niedriglohnbereich endlich effektiv zu bekämpfen und den gesetzlichen Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde zu erhöhen, forderte Zimmermann.

Viel Hoffnung auf Besserung im Falle von Arbeitslosigkeit kann auch die Schaffung vieler neuer Stellen nicht machen – denn es handelt sich vor allem um Leihsarbeitsstellen oder Stellen im Niedriglohnbereich. «Die Jobs, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, waren zum Großteil Teilzeitstellen, von denen man nicht leben kann», konstatiert Zimmermann.« Ein Fünftel aller Beschäftigten arbeitee mittlerweile zu Niedriglöhnen, 2,6 Millionen Beschäftigte brauchen neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Nebenjob, so die LINKE-Politikerin. epd/nd

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