Tweets statt Trauer

Stephan Fischer zum Anschlag in Manchester

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Wir sind schockiert. Unsere Herzen und Gedanken bei Opfern und Angehörigen. Stehen fest an der Seite. Sichern volle Unterstützung. Dürfen Terroristen nicht gewinnen lassen. Dürfen unsere Lebensweise nicht verändern. Werden Sicherheitsmaßnahmen überprüfen. Verschärfen.

Worte. Immer gleich und wie vorgefertigt. Paris, Brüssel, Istanbul, Nizza, Berlin, Istanbul, London, St. Petersburg, Stockholm. Und nun Manchester.

PrayforManchester. Bilder mit Kerzen und Herzen. Trauer und Schock sind zu Tweet und Statement verkürzt. Schockierend ist, wie wenig schockierend so etwas Unfassbares noch wirkt. Wie routiniert und schnell die Reaktions- und ja, auch Redaktionsmaschinen an- und weiterlaufen. Und wie vielen nach einem Anschlag schon vorher klar war, wer oder was für ihn verantwortlich ist: Islam, Merkel, Flüchtlinge …

Reden, sich mitteilen, aktiv werden. Zutiefst menschliche Bedürfnisse nach grausamen Taten. Aber wenn davor Trauer und Schock nicht wirklich Raum und Zeit bekommen - dann wirken Worte leer, immer öfter hohl. Dann wirken Worte wie Reflexe vorgefertigter Überzeugungen, nicht wie Reflexionen aufs Ereignis selbst.

Schock und Trauer können ohne Raum und Zeit nicht heilsam sein. Von beidem scheint zu wenig da. Mehr als 20 Tote, ein Anschlag auf Kinder - die Routinen laufen perfekt. Bis zum nächsten Knall. Bloß nicht innehalten. Terrorismus ist Teil des Alltags geworden. Sind wir schockiert?

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