Keine Angst vor dem Kopftuch

Robert D. Meyer lehnt den Vorstoß der AfD gegen ein Stück Stoff ab

  • Lesedauer: 1 Min.

»Kopftücher gehören aus dem öffentlichen Raum und von der Straße verbannt«, poltert die AfD-Politikerin in einem Interview. Mit ihrer Forderung überholt sie die eigene Partei von rechts: Die schreibt in ihrem Grundsatzprogramm bisher »nur« von einem Verbot der Totalverschleierung auf der Straße und ergänzend des Kopftuches im öffentlichen Dienst. Doch als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl will sich Weidel neben einem kulturalistischen Hardliner wie Alexander Gauland auch einmal profilieren.

Der AfDlerin geht es nicht darum, Musliminnen zu ermächtigen, selbst entscheiden zu können, ob sie ein Kopftuch tragen. Dass männliche Religionsanführer hier auch Zwang ausüben, bezweifelt niemand. Doch die Kleidervorschrift würde patriarchal Unterdrückte wie liberale Musliminnen, die sich bewusst für das Stück Stoff entscheiden, gleichermaßen treffen. Religionsfreiheit? Ist Weidel völlig egal.

Durchsetzbar wäre die Forderung ohnehin nicht: Karlsruhe stellte im Zusammenhang mit dem Kopftuchverbot für Lehrer fest, dass solche Vorschriften alle Religionen gleichermaßen treffen müssen, wobei es im speziellen Fall um die Neutralität im Schuldienst ging. Auf der Straße ist die Sachlage anders: Da trägt die Nonne genauso Kopftuch wie viele Biker auf dem Motorrad – und nicht zu vergessen Queen Elizabeth II.

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