Kritik an Etatnachschlag an der Weser

Opposition sieht nur ein »Schippchen«

  • Alice Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Haushaltsnachbesserung nach dem Gießkannenprinzip der rot-grünen Bremer Koalition für die kommenden beiden Jahren ist in der Hansestadt auf Unverständnis und Kritik gestoßen. Es klingt nach einem Sommermärchen der besonderen Art, was Bremens Bürgermeister und Senatschef Carsten Sieling (SPD) kurz vor Schuljahresende verkündete. Die von seinem Vorgänger Jens Böhrnsen (SPD) eingeführte verbale »Schippe drauf«, soll es nun endlich wirklich geben. Wobei die SPD so von sich begeistert ist, dass sie von einer Doppelschippe spricht, während die Opposition nur ein »Schippchen« ausmachen kann.

Zusätzliche 96 Millionen Euro für Kinder und Bildung werden in den Doppelhaushalt 2018/19 eingestellt. Für Verwaltung und Digitalisierung sollen 15 Millionen mehr als geplant veranschlagt werden. 38,5 Millionen zusätzliche Euro sind den Häfen zugedacht und gut 12 Millionen extra der hansestädtischen Wissenschaftslandschaft. Für Schwimmbäder und Spielplätze sollen über 7 Millionen zu den bisherigen Planungen kommen.

Trotzdem kam in keinem der bedachten Bereiche Freude auf, im Gegenteil steht die Regierung nun noch mehr mit dem Rücken zur Wand. Die harmloseren Kommentare gingen in die Richtung, dass die Tröpfchen aus der Gießkanne keine wirkliche Hilfe, sondern eher ein Feigenblatt seien.

Auch die andere Seite, die Herkunft der zusätzlichen Millionen, sorgt für Verwunderung und harsche Kritik. Schließlich hatte Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) im Frühjahr nach der ersten Aufstellung des Doppeletats von großen Schwierigkeiten wegen der kleinen zur Verfügung stehenden Summe gesprochen und volksnah erklärt, der Haushalt sei »auf Kante genäht«.

Mit der anderen Seite beschäftigte sich die Opposition. Jens Eckhoff, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, menetekelte, der neue Haushalt werde der rot-grünen Koalition »schneller als gedacht um die Ohren fliegen«, weil Haushaltsrisiken im zweistelligen Millionenbereich wie etwa der Neubau des Klinikums nicht berücksichtigt wurden. Auch argumentiert er, sei durch die geplanten Aufstockungen der Sicherheitsabstand zur Kreditobergrenze für das Land zu gering und damit der finanzielle Spielraum weg.

Auch die Linke in der Bürgerschaft warnt vor einem Scheitern mit dem Doppeletat. Klaus-Rainer Rupp, Haushalts- und Finanzpolitischer Sprecher der Linksfraktion, sieht Probleme in den von der Koalition formulierten Einnahmeerwartungen. Außerdem verhebe sich die Regierung, weil sie mit dem Nachschlag drei Dinge gleichzeitig erreichen will: Sanierungspfad einhalten, Sanierungsstaus beenden und Personal und Investitionsmittel für »bedürftige« Bereiche - allen voran Schulen und Kitas - bereitstellen. Einen Grund für seine Prognose sieht Rupp in den Sparrunden der letzten Jahre, die im öffentlichen Bereich, besonders in Schulen und Kitas, zu Personalnot geführt hätten. Selbst wenn der Geldregen reichen würde, wäre es gar nicht möglich, auf die Schnelle ausreichend passendes Personal zu bekommen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal