Karambolage im Schwimmbecken

Drei Empfehlungen fürs Bahnenschwimmen im Europasportpark an der Landsberger Allee

Jedes Wochenende das Gleiche: Kilometerlang schieben sich Blechlawinen im Stop-and-go über die Autobahnen dieser Republik. Meist sind Unfälle, Baustellen oder das massive Verkehrsaufkommen die Ursache für die nervtötenden Staus. Wie oft habe ich schon das Autofahren verflucht - meist dann, wenn ich von Berlin in Richtung Westen auf der A2 unterwegs war. Am Ende der Tour kann ich wegen Rückenschmerzen kaum noch aufrecht sitzen.

Ein ähnliches Spektakel lässt sich in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark an der Landsberger Allee beobachten. Dort herrscht naturgemäß in den Wintermonaten Hochbetrieb. Während der Woche ab 18 Uhr sind die durch Plastikmarkierungen (Vorsicht, beim Schwimmen nicht aus Versehen draufschlagen! Das tut weh!) voneinander getrennten Bahnen so voll, dass man unweigerlich an den sonntäglichen Stau zwischen Magdeburg und Hannover denken muss.

Die Verursacher der erzwungenen Langsamkeit sind meist ältere Damen und Herren, Schwimmanfänger im Erwachsenenalter oder solche, die erst seit kurzem einen körperlichen Ausgleich zu ihrem langweiligen Büroalltag suchen. Klar, sie gehen mit löblichem Vorsatz in die Schwimmhalle. Doch stehen sie auf der Beliebtheitsskala anderer Schwimmer ungefähr so hoch im Kurs wie die Bauarbeiter am Autobahnkreuz Hannover-Ost bei den Autofahrern: nicht sehr hoch.

Dabei bietet dieses Bad den Schwimmern eigentlich beste Voraussetzungen, Bahnen ohne große Zwischenfälle zu ziehen. Der Bereich für Vereine ist von den Freizeitschwimmern getrennt, es gibt ein geräumiges 50-Meter-Becken und ausreichend Kabinen, um sich umzuziehen. Außerdem können sich Nicht-Schwimmer und Kleinkinder mit ihren Eltern in entsprechende Becken nach nebenan verziehen.

Doch was tun, wenn wieder mal die Bahn blockiert ist? Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: den Stauverursacher höflich drauf hinweisen, sich eine andere Bahn zu suchen. Das klappt meistens nicht. Stattdessen wird mit einem unhöflichen »Geh’ du doch wo anders hin!« geantwortet. Zweitens: hinterherschwimmen. Das ist auch nicht zu empfehlen. Wer will schon auf Dauer im Schneckentempo durchs Becken paddeln und dabei ständig aufpassen, nicht die Füße des Anderen im Gesicht zu haben? Drittens: Links an dem oder der Langsamen vorbeiziehen. Das ist die beste Lösung. Doch so ein Zwischenspurt kann anstrengend sein. Vor allem dann, wenn er alle fünf Minuten wiederholt werden muss.

So braucht es mindestens noch eine »Schneckenbahn«, um Karambolagen im täglichen Betrieb auf ein Minimum zu reduzieren. Denn sonst ereignet sich bald ein Massencrash mit hohem Personenschaden. Und den kann nun wirklich niemand wollen.

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