Freiheit ist etwas anderes
Nelli Tügel über das vorläufige Ende des Prozesses gegen Mitarbeiter der türkischen Zeitung »Cumhuriyet«
Am Freitagabend nahm der bizarre Prozess gegen 17 Mitarbeiter der ältesten Zeitung der Türkei, der »Cumhuriyet«, ein vorläufiges Ende. Elf von ihnen hatten monatelang in Untersuchungshaft gesessen, sieben wurden nun bis zu einem Urteil auf freien Fuß gesetzt. Vier bleiben weiterhin im Gefängnis, darunter auch der bekannte Journalist Ahmet Şık. Gegen ihn soll nach Willen des Staatsanwaltes ein weiteres Verfahren eingeleitet werden. Grund ist die flammende Verteidigungsrede, die Şık vergangene Woche vor Gericht gehalten hatte.
Damit ist das Verfahren, mit dem ein Exempel gegen kritischen Journalismus statuiert werden soll, längst nicht abgeschlossen. Es wird im September fortgesetzt. Und die aus der Haft Entlassenen sitzen zwar nicht mehr hinter Gittern - Freiheit aber ist etwas anderes.
Bemerkenswert waren die Worte des ehemaligen Präsidenten Abdullah Gül, Ziehvater Erdoğans. Gül, der heute als sanfter Kritiker des Regimes gilt, sich aber zuletzt kaum noch öffentlich geäußert hatte, erklärte am Freitag: »Ich habe immer gesagt, dass Journalisten frei sein sollten, während ihnen der Prozess gemacht wird.« Das klingt leisetreterisch, muss aber unter den derzeitigen Umständen als deutliche Kritik verstanden werden.
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