Haha, diese Briten! - Und was ist mit Europa?
Über die Pläne der May-Regierung herzuziehen, reicht nicht, meint Nelli Tügel
Es ist derzeit sehr leicht, über die britische Regierung den Kopf zu schütteln oder seinen Spott über diesen chaotischen Haufen namens Kabinett auszugießen. Während die EU-27 längst ihre Forderungen zum Brexit veröffentlicht und damit die Verhandler gut vorbereitet ins Rennen geschickt haben, hinterlässt das Team May einen erschreckend planlosen Eindruck.
Bei den Kernfragen wusste zuletzt niemand mehr genau, was Großbritannien eigentlich will. Und ja, die nun vorgelegten Positionspapiere lassen die Frage aufkommen, weshalb der Brexit so erstrebenswert ist, wenn doch die Zollunion weiter bestehen und die Grenze zu Irland offen bleiben soll. Einen peinlichen Schnitzer gibt es noch als Zugabe: Im Papier zu den Demarkationsfragen wurde die Landgrenze zwischen Spanien und Gibraltar vergessen. Das alles ist anstrengend oder - je nach Geschmack - lustig.
Aber: Auch die zunehmend arrogante Geste, mit der die EU den Briten gegenübertritt, nervt gewaltig. Klar kann man die Wunschlisten von Brexit-Minister David Davis »Fantasie« nennen, wie es Guy Verhofstadt getan hat. Ins Reich der Mythen und Legenden gehört aber ebenso, dass jene europäische Legitimationskrise, die zu einer Mehrheit beim Brexit-Referendum geführt hat, schon wieder Schnee von gestern sei. Ein bisschen mehr Demut vor dem Ernst der Lage wäre da - auch von EU-Seite - angebracht.
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