Lufthansa will Niki haben
Gläubigerausschuss der insolventen Air Berlin hat sich konstituiert
Berlin. Bei der ersten Sitzung des Gläubigerausschusses von Air Berlin hat die Lufthansa ihr Angebot für Teile der Pleite-Airline konkretisiert. Man biete für die Touristiktochter Niki und weitere Teile der Gesellschaft, nicht aber für das komplette Unternehmen, hieß es am Mittwoch aus Lufthansa-Kreisen. Mit einer schnellen Entscheidung zu einem ersten Teilverkauf der Niki wurde nicht mehr gerechnet.
Air Berlin hatte am 15. August Insolvenz beantragt, nachdem der Großaktionär Etihad dem Partner die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Am Mittwochmorgen hatte sich daraufhin in Berlin der Gläubigerausschuss konstituiert. Bei dem Treffen ging es zunächst um Formalien, verlautete aus Teilnehmerkreisen. So müsse das Gremium der Fortsetzung des Flugbetriebs zustimmen. Zudem sollte ein Zeitplan für die nächsten Schritte festgelegt werden. »In keinem Fall« werde es Entscheidungen zur Käuferauswahl geben, meinte auch diese Quelle. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.
Im vergangenen Jahr hatte sich Lufthansa bereits 38 der 144 Air Berlin-Jets gesichert. Diese Maschinen sind für die Lufthansa-Töchter Austrian und Eurowings unterwegs. Lufthansa hatte am Dienstag vergangener Woche über Verhandlungen zu Teilen der insolventen Air Berlin berichtet. Wettbewerbshüter warnen jedoch, dass Lufthansa mit einer Übernahme seine dominante Stellung auf dem Markt weiter ausbauen könnte. Als weitere Interessenten gelten Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl will Air Berlin als Ganzes kaufen.
Die Gewerkschaft ver.di appellierte an den Gläubigerausschuss, die Interessen der mehr als 8000 Beschäftigten nicht unter den Tisch fallen zu lassen. »Es geht hier um die Rettung von Arbeitsplätzen«, sagte Vorstandsmitglied Christine Behle. »Das muss sich der Gläubigerausschuss immer wieder vor Augen halten.« In dem Gremium sitzen Vertreter von Eurowings, der Bundesagentur für Arbeit und der Commerzbank sowie der Air-Berlin-Manager Christian Weyer und der Berliner Rechtsanwalt und Insolvenzexperte Niklas Lütcke. dpa/nd
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