Die Partei: »Trump ist vielleicht lustiger«

Satirepartei will mit Humor ernsthaft gegen Populismus und den türkischen Präsidenten Erdogan kämpfen

  • Jan Schroeder
  • Lesedauer: 2 Min.

In einem Käfig im Olympiastadion soll, wenn »die PARTEI« die Macht übernommen hat, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Schauprozess gemacht werden. Bis es soweit ist, hat die Partei erst einmal ihr Schattenkabinett vorgestellt. Eine schnulzige Coverversion von Louis Fürnbergs »Lied der Partei« erklingt, das Schattenkabinett der Satirepartei betritt den Raum - theatralisch, aber ohne Nebelmaschine. Martin Sonneborn, Bundesvorsitzender der Partei, führt das Möchtegern-Kabinett an und wirbt für das Programm seiner Partei: »Wir fordern mindestens doppelt so viel Gerechtigkeit wie die SPD.« Mit ihrem Spitzenkandidaten Somuncu will die Partei eine Diktatur errichten - »so wie in der Türkei« - und die Demokratie durch eine Herrschaft der Gebildeten ersetzen.

Den noch unentschlossenen Journalisten verspricht er Jobs für den Fall eines Wahlsieges oder droht ihnen. Mit absurden Forderungen und obligatorischem Größenwahnsinn versucht die Partei, Lacher und Stimmen zu bekommen. Seit dem Brexit und der Wahl von US-Präsident Donald Trump hat sich die Partei scheinbar auch eine gewisse realpolitische Orientierung angewöhnt und versucht, mit Satire »gegen Populismus zu punkten«, wie ihr Spitzenkandidat und der Direktkandidat im Wahlkreis 83, Serdar Somuncu, bei der Vorstellung des Schattenkabinetts am Donnerstag sagte. In »Zeiten des Populismus« habe man deswegen auch »einen Türken« nominiert.

Die realpolitischen Töne klingen kaum anders als die Losungen von US- oder deutschen Politiker gegen Trump. »Trumps Pressekonferenzen sind vielleicht lustiger als unsere«, sagte Somuncu. Alle Kritiker Trumps eint: Sie haben sich noch nicht daran gewöhnt, dass die »Witzfigur«, als die Trump zu Beginn bezeichnet wurde, inzwischen an der Macht ist.

Ausgefallener sind die Fantasieministerien der Satirepartei: So soll etwa der Berufsalkoholiker und Sänger der Kassierer, Wolfgang Wendland, als Atomminister die Potenziale des deutschen Atomarsenals reaktivieren. Mark Benecke soll den Posten des »Ministers für Tattoos, Verwesung und Rentner« übernehmen. Benecke verspricht, sich über jeden Wähler zu freuen, der zur Urne geht.

Minimalziel der Partei sei es, mehr Stimmen als die SPD bei der Wahl zu bekommen. Schattenkabinett nennt sich die Zusammenstellung übrigens nicht deshalb, weil es die Bundesregierung stellen soll, sondern weil es einen Schatten habe, so Martin Sonneborn. Er ist selbst als Europaministers Teil des Kabinetts.

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