Das Berliner Olympiastadion soll zur Feiermeile werden

Die Leistungen der Deutschen und die Stimmung machten das ISTAF zur gelungenen Generalprobe für die EM

  • Florian Krebl
  • Lesedauer: 3 Min.

Gesa Felicitas Krause braucht neue Anreize. Nachdem sie den nächsten Rekord in die blaue Berliner Bahn gebrannt hatte, schwärmte sie von den Bergen Italiens. »Ich werde ein Höhentrainingslager auf Skiern machen«, sagte die Hindernisläuferin nach der neuen deutschen Bestleistung beim ISTAF. Auf den Laufbahnen Europas gehen ihr langsam die Gegnerinnen aus. Nach ihren 9:11,85 Minuten am Sonntagabend über 3000 Meter Hindernis ist sie die Topfavoritin für die Europameisterschaften im kommenden Jahr an gleicher Stelle.

Vor der Heim-EM präsentierte sich das gesamte deutsche Team vielversprechend. Doch Krause sticht heraus. Nach dem WM-Drama von London, als sie nach einem unverschuldeten Sturz Neunte geworden war, unterbot die 25-Jährige ihre Anfang Mai in Doha erzielte Bestmarke um knapp vier Sekunden und wurde Zweite hinter Norah Jeruto Tanui aus Kenia. Die wird im nächsten Jahr - wie alle anderen starken Afrikanerinnen - nicht dabei sein. Das Feld für Krause ist bereitet. »Ich komme als amtierende Europameisterin zurück und möchte diesen Titel auch nicht hergeben«, sagte Krause.

Auch in den technischen Disziplinen darf im kommenden Jahr Edelmetall erwartet werden. Kugelstoßer David Storl meldete sich bei seinem Sieg mit 21,11 Meter zurück und entschädigte für den schwachen zehnten Platz bei der WM. Auch die Speerwerfer um Weltmeister Johannes Vetter, der beim ISTAF zum zweiten Mal in Folge gewann, und Olympiasieger Thomas Röhler kennen in einem Jahr kein anderes Ziel als den EM-Titel. »Der deutsche Speerwurf ist top, und wir können uns auf spannende Wettkämpfe 2018 freuen«, sagte Röhler.

Im Diskusring allerdings bleiben Fragen offen. Der dreimalige Weltmeister Robert Harting kam nach dem sechsten Platz bei der WM beim Heimspiel auf Platz fünf, sein Bruder, Rio-Olympiasieger Christoph, wurde nur Achter. Doch Robert Harting blieb optimistisch. »Wenn ich gut durchkomme, bin ich in der Lage, um die Medaillen in Berlin mitzuwerfen«, sagte der 32-Jährige. Christoph wandte sich unterdessen mit einem Appell an die Berliner Fans. »Ich hoffe, dass die EM zehn Tage zur Feiermeile wird. Ich will, dass die Hütte hier brennt«, sagte der 27-Jährige. Die Chancen stehen nicht schlecht. Nachdem 42 500 Zuschauer zum ISTAF kamen, sind die Ziele der EM-Veranstalter hoch gesteckt. »Wir brauchen jeden Abend 45 000 Zuschauer. Das ist kein Wunschgedanke, sondern ein budgetäres Ziel«, sagte EM-Geschäftsführer Frank Kowalski.

Freuen dürfen sich die Zuschauer dann auch auf die jungen deutschen Sprinttalente und auf Laufhoffnung Konstanze Klosterhalfen. Beim ISTAF siegte die 21-jährige Lisa Mayer in ihrem Lauf über 100 Meter vor der ein Jahr jüngeren Gina Lückenkemper, die bei der WM in 10,95 Sekunden als erste Deutsche seit 26 Jahren unter elf Sekunden geblieben war. Die 20-jährige Klosterhalfen setzte sich in persönlicher Bestzeit von 3:58,92 Minuten über die 1500 Meter durch. SID/nd

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