Die schöne Agentin

Mireille Darc tot

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie ist es denn, das Meer? Eine aufgeworfene Schönheit; das zarte Schaumgeborene in Nähe zu einer Kraft, die Kiesel schleift. Der Film »Ein Mädchen wie das Meer« erhob Mireille Darc vor über fünfzig Jahren zum Star des französischen Kinos. Sie war neben Hardy Krüger die bezaubernd räudige Vagabundin, die in einer kriminellen Männerseele Skrupel keimen ließ.

Sie war das Weibliche - zwischen Kind und Hure. Das Meerähnliche: Mireille Darc war die Verführung, die von diffus aufscheinenden Horizonten ausgeht.

In Filmen des Regisseurs Georges Lautner (»Liebe zu dritt«, »Nimm’s leicht, nimm Dynamit«), in Streifen mit Jean-Paul Belmondo, Jean Gabin, Alain Delon, Brigitte Bardot und Louis de Funès entwickelte sie ihr Talent, das Dutzende von Filmen mitprägte: erotisch und komisch zugleich zu sein, das Geheimnis des Thrillers mit der Direktheit einer intelligenten Tölpelei zu verknüpfen. Sie war die Dämonin mit Herz, die kokett Ungelenke an der Seite Hartgesottener. Zu einem der großen Erfolge, auch in deutschen Kinos, wurde »Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh«: Mireille Darc als schöne Agentin Christine neben dem Schusselnotoriker Pierre Richard.

Gefühlsschwang hatte bei ihr immer damit zu rechnen, in eine Einsicht überführt zu werden. Der Witz: robust, görenhaft unverblümt. Und dann plötzlich eine Sekunde Trauer oder List oder eben einfach Weiblichkeit - genau dorthin gesetzt, wo die überraschende Wirkung so schnell nicht nachlassen würde. Hinter sich bringen musste die 1938 Geborene Herzoperationen, Hirnblutungen, einen schweren Verkehrsunfall. Nun ist Mireille Darc, die eigentlich Aigroz hieß und ihren Künstlernamen an Jeanne d'Arc anlehnte, im Alter von 79 Jahren gestorben.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -