Bundesland präsentiert sich in London

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Brandenburg wird sich Anfang Oktober zum zweiten Mal in London präsentieren. Zwischen dem 4. und dem 6. Oktober sollen mehrere Veranstaltungen unter Beweis stellen, dass »die guten Beziehungen durch den Brexit nicht gestört oder beeinträchtigt werden«, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), als er am Dienstag das Programm vorstellte. Auf Nachfrage räumte er dann ein, dass es darum gehen müsse, die zweifellos negativen Folgen durch den EU-Austritt Großbritanniens so gering wie möglich zu halten.

Bislang gibt es einen intensiven Studentenaustausch mit brandenburgischen Universitäten. Die Frage, wie es weitergehen soll, wenn das Erasmus-Programm der EU für England nicht mehr gilt, ist beispielsweise offen.

Auf die Frage, warum sich Brandenburg nicht gemeinsam mit Berlin in London vorstellt, wo doch sonst auf die »Metropolenregion« Wert gelegt werde, plauderte Woidke aus dem Nähkästchen. Als vor zwei Jahren Königin Elisabeth II. zu Besuch weilte, habe er ihr auf Englisch gesagt, Berlin sei wichtig, aber Brandenburg sei schön. Die Queen habe geantwortet: »Brandenburg is important too« (Brandenburg ist ebenfalls wichtig).

Das Land habe immer noch Werbung nötig, bekannte Regierungschef Woidke. Es sei, was den Fremdenverkehr angehe, in Großbritannien eher ein Geheimtipp. Aber es sei schließlich vorzuziehen, gut, aber unbekannt zu sein, anstatt schlecht dazustehen und alle wissen es.

Anknüpfungspunkte seien auf jeden Fall die in Potsdam-Babelsberg gedrehten Filme von einst bis heute, meinte Kirsten Niehuss, Geschäftsführerin des Medienboard Berlin-Brandenburg. »Schon Alfred Hitchcock hat in den Babelsberger Studios gearbeitet.« Auch neuzeitliche Stars, die in Großbritannien ein Begriff seien, hatten hierzulande einen Auftritt.

Immerhin hat es im vergangenen Jahr rund 56 000 Übernachtungen britischer Besucher in Brandenburg gegeben, was 5,5 Prozent aller von Ausländern gebuchten Übernachtungen entspreche, ergänzte Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg. Die bislang gezählten 25 000 Übernachtungen im laufenden Jahr lassen ihm zufolge eine Steigerung erwarten. Unter dem Motto »Brandenburg - Just my cup of tea« wird sich in London die Tourismusbranche präsentieren.

Großbritannien sei einer der bedeutendsten Wirtschaftspartner, die Rolls-Royce-Niederlassung in Dahlewitz sei die größte, gleichwohl nicht die einzige britische Investition, erklärte Woidke mit Verweis auf 28 Niederlassungen.

Wie schon 2006 will sich Brandenburg in London auch mit den »langen Kerls« präsentieren, einer umstrittenen historisch-militärischen Trachtengruppe, deren Ehrenmitglied Woidke ist. Das seien sympathische, nette Männer, die das Bundesland auch in Warschau, Zagreb und Den Haag gut vertreten haben, versicherte der sehr groß gewachsene Ministerpräsident. Er selbst werde aber aus diesem Anlass die Uniform aus der Zeit von Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. nicht anziehen.

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