Schwertransporte im Akkord

Immer mehr Lkw mit übergroßer Ladung rollen durch Sachsen-Anhalt und ruinieren Straßen

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Halle. Über Sachsen-Anhalts Straßen rollen immer mehr Großraum- und Schwerlasttransporte. Im Jahr 2016 bearbeitete das Landesverwaltungsamt mehr als 106 000 Genehmigungsverfahren, wie eine Sprecherin in Halle der dpa mitteilte. Im Vergleich zu 2015 habe das eine Steigerung um etwa 4260 Fälle bedeutet.

Und für das laufende Jahr zeichnet sich in Sachsen-Anhalt, wo seit 2016 die Grünen mitregieren, ein weiteres Plus ab. Die Zahl der Groß- und Schwerlasttransporte habe zum 31. August schon fast den Vorjahreswert vom 31. Oktober erreicht. Damit seien etwa 17 000 Verfahren für Transporte mehr als im Vorjahreszeitraum bearbeitet worden.

Im Magdeburger Verkehrsministerium ist man offenbar begeistert von dieser Entwicklung - völlig ungeachtet dessen, dass schon aus ökologischen Gründen doch eigentlich mehr Transporte auf die Schiene gebracht werden sollten. »Der steigende Lkw-Schwerverkehr bestätigt die bisherigen Prognosen eines weiterhin stark wachsenden Güterverkehrsaufkommens«, heißt es im Ministerium. Sachsen-Anhalt habe alle Chancen, von dieser Entwicklung zu profitieren. »Dazu müssen wir das Land zu einem florierenden Logistik-Drehkreuz und starken Logistik-Standort mitten in Europa weiter ausbauen.«

Für die Polizei bedeuten die steigenden Transportzahlen mehr Arbeit - die Beamten begleiten Fahrzeuge meist ab 3,50 Metern Breite, 29 Metern Länge und 200 Tonnen Gesamtgewicht. Meist sind die Transporte zwischen 22 und 6 Uhr unterwegs. Entlastung für die regulären Beamten sollen die neu ausgebildeten Wachpolizisten schaffen, die nach einer dreimonatigen Schnellausbildung Tempoverstöße und Telefonieren am Steuer ahnden sollen, aber eben auch Schwerlasttransporte begleiten.

Wie viel Entlastung die Wachpolizisten bieten, zeigt sich schon im Bereich der Polizeidirektion (PD) Sachsen-Anhalt Ost. Zum 1. Juni hatten dort 15 neue Kollegen den Dienst angetreten. »Sie haben von Juni bis August 80 Prozent aller Schwerlasttransporte begleitet«, sagte Polizeisprecher Maik Strömer in Dessau-Roßlau. Von Jahresbeginn bis Ende August seien innerhalb der PD Ost 1450 Transporte eskortiert worden.

Zum 1. September hätten sich von den 15 Wachpolizisten sechs für eine reguläre Laufbahn bei der Polizei entschieden, aktuell seien also noch neun im Dienst, sagte Strömer. Weitere Wachpolizisten befänden sich in der Ausbildung. Bei den anderen beiden Polizeidirektionen in Sachsen-Anhalt, im Süden und Norden, sind bislang noch keine Wachpolizisten bei der Begleitung der übergroßen und überschweren Transporte im Einsatz, wie die Sprecher in Magdeburg und Halle sagten.

Die Schwerlasttransporte belasten die Straßen aber auch besonders. Sanierungen sind nötig. Laut dem Verkehrsministerium sollen über den Bundesverkehrswegeplan bis 2030 rund 2,5 Milliarden Euro in die Sanierung und den Ausbau des Streckennetzes investiert werden. Es bleibe aber Ziel der Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen, mehr Güter von der Straße auf die Schiene und die Wasserwege zu verlagern, versichert das Ministerium. dpa/nd

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