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Der Bund befeuert den Markt

Bundesregierung steht fest an Investorenseite - das treibt die Immobilienpreise in Berlin weiter

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) versilbert weiter Liegenschaften in der Hauptstadt. Neu im Angebot ist ein etwas über 19 000 Quadratmeter großes Baugrundstück in Karlshorst, gelegen an der Rheinpfalzallee 83. Zum »wirtschaftlichsten Angebot« soll der Verkauf erfolgen, heißt es auf der Internetseite der BImA, zu deutsch bedeutet das: Der Höchstbieter erhält den Zuschlag. Laut aktuellem Bodenrichtwert ist das Grundstück derzeit mehr als 5,3 Millionen Euro wert.

In Französisch Buchholz, an der Grumbkowstraße 54, will der Bund ein über 20 000 Quadratmeter großes Gewerbeareal an den Mann bringen. Die ehemals von den DDR-Grenztruppen genutzte Fläche hat momentan einen Verkehrswert von über 1,6 Millionen Euro. Laut »Berliner Morgenpost« hat die BImA auf der am Freitag beendeten Immobilienmesse »Expo Real« in München noch zwei weitere Baugrundstücke in der Hauptstadt als »Top-Immobilien« angepriesen.

»Dass die BImA die parlamentarische Zwischenzeit nach der Bundestagswahl nutzt, um wieder Berliner Grundstücke zum Höchstpreis zu verkaufen, ist höchst bedauerlich«, kritisierte die Berliner Bundestagsabgeordnete Lisa Paus (Grüne).

Und das zu einer Zeit, in der die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften händeringend nach bezahlbaren Baugrundstücken suchen, um den dringend nötigen Neubau im unteren und mittleren Preissegment ausweiten zu können. Kurz vor der Bundestagswahl im September war bekannt geworden, dass die seit Jahren andauernden Verhandlungen über einen Paketverkauf tausender Bundeswohnungen an das Land gescheitert waren. Die BImA forderte nach Informationen von Beteiligten zuletzt rund 2 Milliarden Euro, das Zweieinhalbfache des Senatsangebots. Paketverhandlungen über bundeseigene Baugrundstücke kamen gar nicht erst in Gang.

Das aktuelle Wohnungsmarktbarometer der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) berichtet von einer »flächenhaft sehr hohen Anspannung im unteren Preissegment«. Aber auch das Wohnungsangebot zu mittleren Miethöhen zwischen sechs und neun Euro nettokalt pro Quadratmeter entspricht nicht mehr dem Bedarf. Baulandknappheit wird von den von der IBB befragten Marktexperten als drängendstes Problem gesehen. Hier geht es vor allem um die Frage nach der Bezahlbarkeit: Innerhalb weniger Jahre haben sich die Baulandpreise in der Hauptstadt vervielfacht. Eine Entspannung ist aus Expertensicht in den kommenden drei Jahren nicht zu erwarten.

Aufmerksamkeit erregt auch der Verkauf des Sony-Centers am Potsdamer Platz. Für rund 1,1 Milliarden Euro reicht der koreanische Pensionsfonds NPS das Ensemble an Oxford Properties, die Immobiliengesellschaft des Pensionsfonds der kanadischen Provinz Ontario weiter. NPS hatte das Areal erst 2010 erworben, dem Vernehmen nach damals für rund 600 Millionen Euro. Und weil zu den neuen Inhabern auch die New Yorker Investmentgesellschaft Madison International Realty gehört, kann sich das Land nicht einmal über Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer freuen. Das Geschäft ging nämlich als sogenannter Share Deal über die Bühne. Dabei wird formal kein Grundstück verkauft, sondern Anteile an einer Grundstücksgesellschaft. Solange der einzelne Teilhaber nicht über 95 Prozent übernimmt, wird keine Grunderwerbsteuer fällig. Das Schlupfloch ist seit Jahren bekannt, doch die Bundesregierung unternahm bisher keine Schritte, dieses zu schließen.

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