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Spreepark soll autogerecht werden

Bürgerinitiative will keine Parkplätze – Bezirk Treptow-Köpenick hält sie für notwendig

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Sind neue Parkplätze im Wald Dinosaurier-Verkehrspolitik?
Sind neue Parkplätze im Wald Dinosaurier-Verkehrspolitik?

»Man sollte den Mut haben zu sagen, dass es keine Möglichkeit gibt, mit dem Auto direkt den Spreepark zu besuchen«, sagt Manfred Mocker von der Bürgerinitiative Pro Plänterwald. Das scheint man im Bezirksamt Treptow-Köpenick anders zu sehen.

Mindestens 100 und maximal 270 Parkplätze sowie eine »Ertüchtigung« des Dammwegs zwischen Neuer Krugallee sowie dem Gelände des mittlerweile seit 15 Jahren brachliegenden ehemaligen Freizeitparks sind in dem geänderten Aufstellungsbeschluss zum zu erstellenden Bebauungsplan für das Gelände vorgesehen.

Spielende Kinder und Massen an Menschen seien heutzutage auf dem breiten Weg an schönen Tagen zu beobachten, erklärt Mocker. »Die Ertüchtigung bedeutet einen Ausbau nach dem Standard einer Stadtstraße mit zwei Fahrspuren, Radwegen, Entwässerung und so weiter«, so die Einschätzung des Aktivisten. »Dann wird aus dem Weg unter Baumkronen eine 30 Meter breite Schneise durch den kleinen Plänterwald«, befürchtet er.

Bezüglich der Parkplatzsuche schwanen ihm ähnliche Verhältnisse wie an Sommertagen rund um die Zufahrt zum Strandbad Wannsee. Grün Berlin verspricht jedoch ein »intelligentes Parkleitsystem«. Was Mocker besonders ärgert: »Das Bezirksamt hatte den Beschluss im März gefasst, während in Abstimmungsrunden von Grün Berlin unter anderem mit uns noch ganz unverbindlich über ein Verkehrskonzept gesprochen worden war.« Seit 15 Jahren kämpfe man gegen Parkplätze im Wald.

Der geänderte Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan bezieht sich auf den ursprünglichen Beschluss aus dem Jahr 2002. Damals war das Ziel nach der skandalumwitterten Pleite des einstigen Spreeparkbetreibers Norbert Witte, das mit hohen Grundschulden belastete Grundstück einem Investoren schmackhaft zu machen.

Mit großzügigen Regelungen sollten vor 15 Jahren zum Beispiel die Betreiber des berühmten Vergnügungsparks Tivoli aus Kopenhagen gelockt werden. Und da damals bereits eine frühzeitige Bürgerbeteiligung durchgeführt wurde, hält man eine erneute Beteiligung seitens des Bezirks nicht mehr für notwendig.

»Das ist eine Scheindiskussion, die an der Situation überhaupt nichts ändert«, sagt der Treptow-Köpenicker Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD). Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens werde es natürlich auch die entsprechende Bürgerbeteiligung geben. »Die Initiative würde es am liebsten sehen, wenn dort die große Ruhe einkehrt und die Anwohner überhaupt nicht gestört werden«, so Hölmer. Aber in der Demokratie gehe es eben um Kompromisse.

»Es sollte wirklich nur eine handvoll Parkplätze geben für die, die sonst den Park überhaupt nicht besuchen könnten«, fordert Mocker. Mit Shuttlebussen könnte neben dem S-Bahnhof Plänterwald zum Beispiel das wenig genutzte Parkhaus des Einkaufszentrums am Treptower Park angebunden werden, lautet eine Überlegung der Bürgerinitiative Pro Plänterwald.
»Wir leiten die Verkehrswende ein und richten gleichzeitig Autoparkplätze im Wald ein«, zeigt Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, den Widerspruch zu den Zielen von Rot-Rot-Grün auf.

Aber auch das Beteiligungsverfahren der Grün Berlin hält sie für nicht den Koalitionszielen entsprechend. »Andreas Geisel, damals noch als SPD-Stadtentwicklungssenator, und Grün Berlin-Chef Christoph Schmidt haben das Konzept als Kunst- und Kulturpark beschlossen und dementsprechend wird es in einem wahnsinnig geschlossenen Verfahren durchgeplant«, sagt Gennburg. »Eigentlich hätten die Menschen, die sich den Park in der Zwischenzeit selbst angeeignet hatten, in der Grundkonzeption mitreden müssen«, ist die LINKEN-Abgeordnete überzeugt.

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