Rot hilft, Dämonen auszutreiben
Rot ist nicht nur die Farbe des Kommunismus. In primitiven Gesellschaften stand sie für Feuer und Blut und sollte Dämonen verbannen, den bösen Blick abwenden und Krankheiten austreiben. Im frühen Christentum galt sie als Farbe der Märtyrer, im 11. Jahrhundert wurde sie zum Symbol der höchsten katholischen Würdenträger - in purpurner Intensität, wie schon zu Zeiten der Kaiser im Alten Rom und in Byzanz. In der Französischen Revolution prangte sie an den Mützen der Jakobiner, und in der 1848/49er Revolution schwenkten Arbeiter die ersten roten Fahnen. Die SPD und die Linkspartei setzen heute hingegen nur noch dezent auf Rot.
Effi Böhlke von der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) freute sich am gestrigen Dienstagabend, eine Kunstausstellung zweier »zutiefst politischer Menschen« eröffnen zu können, die sich seit Jahrzehnten mit der Farbe Rot auseinandersetzen. Horst Dietzel und Thomas Falkner sehen diese als ein Markenzeichen von Emanzipationsbestrebungen, für Protest und Veränderungswillen. Für Utopien, Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte von Millionen Menschen weltweit, aber auch für zerplatzte Illusionen, Enttäuschungen, Niederlagen, Schmerz und Verlust. »Leichter Gruß, schwere Last« titelte Dietzel seinen Abschied auf den untergegangenen Realsozialismus. Falkner konterkariert, den roten Stern in den Mittelpunkt seiner Arbeiten stellend, eine einst siegesgewisse Parole: »Der Zukunft entgegen«.
Dietzel/Falkner gehören dem RLS-Gesprächskreis »Parteien und Bewegungen« an. Der eine professioneller Künstler, der andere ehemaliger Parteiprofi. Beide sagen der Farbe Rot nicht Adieu, gestehen ihr auch weiterhin Leucht- und Ausstrahlungskraft zu, wie ihren Arbeiten gleichfalls zu entnehmen ist. Und auch Effi Böhlke betonte bei der Vernissage: »Die Farbe Rot bleibt auf der Tagesordnung.« nd Foto: nd/Anja Märtin
»Die Farbe Rot«, Seminarraum 1, Fr.-Mehring-Pl. 1, 10243 Berlin, wochentags 10 bis 18 Uhr geöffnet.
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