Durch sieben Zeitzonen

  • Hubert Thielicke
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit fast 9300 Kilometern von Moskau bis Wladiwostok ist die Transsibirische Magistrale (russisch: Transsibirskaja magistral) die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Sie überquert 16 große Flüsse wie Wolga, Kama, Irtysch, Ob, Jenisseij, Amur. Die größte Brücke mit fast drei Kilometern führt bei Chabarowsk über den Amur.

Die umgangssprachlich »Transsib« genannte Bahnstrecke durchmisst sieben Zeitzonen, wobei in den Fahrplänen immer die Moskauer Zeit angegeben wird. An der Transsib liegen fast 100 Städte, darunter fünf mit mehr als einer Million Einwohner: Moskau, Perm, Jekaterinburg, Omsk und Nowosibirsk.

Ausgangspunkt in Moskau sind der Kasaner und der Jaroslawler Bahnhof. Die Parallelstrecken über Perm und Kasan vereinigen sich bei Jekaterinburg. Die Strecke über Ufa und Tscheljabinsk stößt in Omsk hinzu. Von dort geht es weiter über Nowosibirsk, Krasnojarsk und Irkutsk bis Ulan Ude. Hier zweigt die Bahn nach Ulan-Batar und Peking ab. Die Hauptstrecke führt über Tschita und Chabarowsk nach Wladiwostok.

Mit dem Bau der Großen Sibirischen Eisenbahn, wie man die Magistrale damals nannte, wurde 1891 begonnen, initiiert vor allem von Sergej Witte, damaliger Verkehrs- und späterer Finanzminister russisch-deutscher Abstammung. Die Strecke wurde im Wesentlichen 1903 fertig gestellt. Allerdings musste der Baikalsee noch per Fähre überquert werden. Als endgültige Inbetriebnahme gilt 1916, als die erste Amurbrücke bei Chabarowsk in Betrieb ging.

Die Bahn hatte für die Erschließung Sibiriens und des Fernen Ostens enorme Bedeutung. Es ging um die Gewinnung von Bodenschätzen und die Besiedlung der riesigen Flächen. Der Russisch-Japanische Krieg 1904/1905 verdeutlichte die militärstrategische Bedeutung der Magistrale.

In Taischet zweigt die Baikal-Amur-Magistrale ab, die sich bei Chabarowsk wieder mit der Transsib vereinigt. Die BAM wurde von 1974 bis 1984 gebaut, vor allem aus militärstrategischen Gründen, da die Transsib über lange Strecken nahe der chinesischen Grenze verläuft.

Die Transsib ist Russlands Hauptverkehrsader in West-Ost-Richtung. Sie spielt auch im internationalen Frachtverkehr eine zunehmende Rolle. So soll sie im Vergleich zum Seeverkehr zwei- bis dreimal kosteneffektiver sein. Derzeit baut Russland die Transportkapazitäten von Transsib und BAM aus. Im nächsten Jahr soll der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Kasan beginnen, die wiederum langfristig Teil eines Korridors für den Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen China und der EU werden soll.

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