Auf Halles Holzplatz soll wieder Sole sprudeln

Der letzte Salzbrunnen der Saalestadt wurde 1971 geschlossen - die Pfännerschaft will ihn bald reaktivieren

  • Thomas Schöne, Halle
  • Lesedauer: 3 Min.

Die historischen Salzarbeiter, die Halloren, sind stolz auf ihr Salz. Allerdings kommt die Sole seit rund 50 Jahren nicht mehr aus Halle, sondern mit Tankwagen aus Bernburg. Aber spätestens im Jahr 2021, zum 300-jährigen Bestehen der ehemaligen »Königlich-Preußischen Saline«, soll wieder regulär Sole in Halle sprudeln. »Die Idee, den alten Solebrunnen auf dem Holzplatz wieder zu reaktivieren, gibt es seit 2014«, sagt der Vorstand der »Neuen Halleschen Pfännerschaft«, Tobias Heinicke. Im Dezember 2014 wurde die Salzwirker-Brüderschaft in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Der letzte aktive Brunnen stammt aus dem Jahr 1925, und das Bohrloch ist 530 Meter tief. Die Sole sprudelte hier bis 1971. »Benötigt werden etwa 100 000 Euro, um aus dem Brunnen wieder Sole zu fördern. Wir hoffen auf Fördergelder und auf die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Halle«, so Tobias Heinicke. Derzeit ist das Brunnenloch provisorisch abgedeckt. »Später soll hier ein gläsernes Brunnenhäuschen gebaut werden, damit jeder sehen kann, wie die Sole nach oben sprudelt«, erklärt der Hallore.

Eine Inspektion im Jahre 2012 ergab, dass es sich lohnt, den Brunnen zu reaktivieren. Er wurde nie verschlossen und liegt in der Nähe des Saline-Museums. »Allerdings sind die Rohre im Brunnen bis in etwa 200 Meter löchrig«, sagt Heinicke. »Mit Hilfe der modernen Technik könnte wieder Sole gepumpt werden, indem in das alte Rohr ein kleineres Rohr geschoben wird.« Anfang 2018 soll es losgehen.

»Der Verein ProHalle fördert den Probelauf mit 20 000 Euro«, teilt der Vorsitzende Matthias Lux mit. »Meines Wissens hängt das benötigte Bergrecht an dem Brunnen und ist immer noch gültig.«

Tests der Sole sollten entscheiden, ob sie Lebensmittelqualität hat. Heinicke schätzt, dass jährlich rund eine Million Liter Sole gefördert werden können. Die Stadtwerke könnten einen Teil der Sole abnehmen. Der Vorteil: Sie müssten sie nicht von woanders einkaufen. Die Sole wird zum Vermischen mit dem Winterstreusalz benötigt, heißt es von den Stadtwerken Halle.

Die reguläre Salzproduktion endete in Halle am 31. Dezember 1964. Im Jahr 1969 öffnete das Saline-Museum. Jährlich werden rund 70 bis 100 Tonnen Siedesalz in Handarbeit gewonnen und in den Supermärkten der Region verkauft. Viermal im Jahr gibt es ein öffentliches Schausieden. »Wir sind das einzige produzierende Museum in Deutschland«, sagt Heinicke. »Jährlich kommen etwa 40 000 Besucher.«

Heinicke ist als Hallore auch einer der Vorsteher der »Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle«. Die Gründungsurkunde der Brüderschaft stammt aus dem Jahr 1491. Aber Salz wurde hier schon viel eher gesotten. Im Jahr 2013 entdeckten Archäologen eine rund 3100 Jahre alte Salzsiedestelle. In der Stadt leben heute 50 Halloren. Sie verwalten das Erbe.

Dazu gehört auch der Silberschatz, der zu besonderen Anlässen öffentlich gezeigt wird. Der aus Schenkungen zusammengekommene Schatz besteht aus 95 silbernen Trinkgefäßen, zwei silbernen Gürtelketten und der Amtskette des Vorstehers der Brüderschaft. Das älteste Stück stammt aus dem Jahr 1671, der jüngste Becher kam vor ein paar Tagen, übergeben von Barbara Genscher, der Witwe von Hans-Dietrich Genscher. Der Silberbecher erinnert an den halleschen Ehrenbürger und »Ehrenschwager« der Halloren, Hans-Dietrich Genscher. dpa/nd

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