Griechische Geschenke

Kroatien siegt mit 4:1 im Hinspiel der WM-Playoffs

  • Jürgen Zelustek, Zagreb
  • Lesedauer: 2 Min.

Kostas Stafylidis ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Der Verteidiger vom FC Augsburg vergrub nach seiner Auswechslung in der 71. Minute sein Gesicht in den Händen, versteckte sich hinter einer dicken Winterjacke und weinte hemmungslos. Kurz zuvor hatte der Grieche beim 1:4 im Playoff-Hinspiel um die Qualifikation zur WM 2018 gegen Kroatien in Zagreb den letzten Treffer der Gastgeber verschuldet. »Er sitzt immer noch todtraurig in der Kabine«, schilderte Griechenlands deutscher Trainer Michael Skibbe lange nach dem Abpfiff den Gemütszustand des 23-Jährigen, der seinem Bundesligakollegen Andrej Kramaric von 1899 Hoffenheim mit einem Fehler das Tor zum Endstand ermöglicht hatte. »Der erste und vierte Gegentreffer waren Geschenke von uns. So etwas darf nicht passieren«, sagte Skibbe.

Beim Elfmetertreffer zum 0:1 durch Real Madrids Luka Modric in der 13. Minute hatte Torwart Orestis Karnezis Pate gestanden. Er hatte erst den Ball vertändelt und bei der folgenden Rettungsaktion Nikola Kalinic im Strafraum umgesäbelt. »Dieser Treffer hat uns früh aus der Bahn geworfen«, analysierte Skibbe das Desaster, das die Athener Tageszeitung »Eleftheros Typos« als »Albtraum von Zagreb« bezeichnete.

Der ehemalige Assistent von DFB-Teamchef Rudi Völler, mit dem er 2002 die deutsche Nationalmannschaft bis ins WM-Finale geführt hatte, hofft für das Rückspiel am Sonntag in Piräus dennoch auf ein Wunder: »Der Fußball schreibt ja manchmal verrückte Geschichten. Deshalb werden wir uns auch noch nicht aufgeben, sondern alles versuchen, um das Unmögliche noch möglich zu machen.« Auch der Dortmunder Profi Sokratis, der nach einer halben Stunde den einzigen Treffer der Gäste erzielt hatte, wollte noch nicht kapitulieren: »So viele Fehler wie heute haben wir noch nie in einem Spiel gemacht. Aber auch wenn Kroatien jetzt klar im Vorteil ist, werden wir unsere Chance suchen und hoffentlich nutzen.«

Die Gäste werden wie die Griechen am Donnerstag auf die Unterstützung ihrer eigenen Anhänger verzichten müssen. Aus Angst vor Ausschreitungen sind keine Auswärtsfans zugelassen, nachdem es 2011 in der EM-Qualifikation schwere Krawalle zwischen beiden Fanlagern gegeben hatte.

Besser gelaunt als die Griechen sind die Schweizer mit ihren Bundesligalegionären nach dem 1:0 im Hinspiel in Nordirland. Der knappe Erfolg der Eidgenossen um die Gladbacher Yann Sommer und Denis Zakaria sowie Steven Zuber aus Hoffenheim kam allerdings unter Mithilfe von Schiedsrichter Ovidiu Hategan aus Rumänien zustande. Der ehemalige Wolfsburger Ricardo Rodriguez hatte das Geschenk in Form eines umstrittenen Handelfmeters dankend angenommen (58.). SID/nd

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