Zehntausende protestieren gegen geplante Justizreform

Rund 40 Gruppen der Zivilgesellschaft und zwei große Gewerkschaftsdachverbände hatten zu Protesten aufgerufen

  • Lesedauer: 2 Min.

Bukarest. In Rumänien haben am Sonntag erneut Tausende gegen Pläne der sozialliberalen Regierung protestiert, das Korruptionsstrafrecht zu lockern. Mehr als 10.000 Bürger waren Medienberichten zufolge allein in der Hauptstadt Bukarest auf der Straße. Zu kleineren Demonstrationen kam es in mindestens einem Dutzend weiterer Städte.

Rund 40 Gruppen der Zivilgesellschaft und zwei große Gewerkschaftsdachverbände hatten zu den Protesten aufgerufen. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, »eine politische Mafia« habe die Kontrolle über das Land übernommen. Sie forderten die Regierung auf, ihre Pläne für eine Justizreform zurückzuziehen, mit der die Kompetenzen der Antikorruptionsbehörde beschnitten werden sollen.

Die Opposition hatte der Regierung kürzlich vorgeworfen, mit den derzeit diskutierten drei Gesetzentwürfen die Unabhängigkeit der Justiz zu gefährden. Die jüngsten Proteste gelten den Sozialdemokraten, die im Dezember 2016 die Parlamentswahl haushoch gewonnen hatten.

Im vergangenen Winter hatte ein Versuch der Regierung, die Antikorruptionsgesetze zu entschärfen, die größten Proteste seit dem Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu im Jahr 1989 ausgelöst. Die Mitte-links-Regierung war daraufhin gezwungen, ihre Pläne zurückzuziehen.

Vor wenigen Tagen hatte die rumänische Antikorruptionsbehörde mitgeteilt, gegen den Chef der regierenden Sozialdemokraten, Liviu Dragnea, zu ermitteln. Er werde der Veruntreuung von EU-Geldern verdächtigt, die für Infrastrukturprojekte in Rumänien bestimmt gewesen seien. Am Dienstag wurde sein Vermögen beschlagnahmt. Schätzungen zufolge sollen insgesamt 27 Millionen Euro von Dragnea und weiteren Verdächtigen veruntreut worden sein. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal