»Wir sind die Gekniffenen«

Thüringens Waldbesitzer sehen sich bedroht vom Wassergesetzentwurf

  • Lesedauer: 2 Min.

Ohrdruf. Thüringens Waldbesitzer fürchten sich vom Wassergesetzentwurf des Landesumweltministeriums im Nachteil. Der Verband sieht eine ungerechtfertigte finanzielle Belastung auf sich zukommen. »Wir sind die Gekniffenen«, sagt Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Heyn. Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass Kommunen künftige Kosten über geplante Gewässerunterhaltungsverbände auf Grundstückseigentümer - darunter Waldbesitzer - umlegen können. Heyn befürchtet mit Verweis auf die Lage in anderen Bundesländern Zusatzkosten von 10 bis 15 Euro pro Hektar und Jahr für die Verbandsmitglieder. Auch ein so vergleichsweise geringer Betrag sei eine große Belastung für die Waldbesitzer. Allein mit dem Durchschnittsgewinn aus der Waldwirtschaft könnten die vielen Besitzer kleinerer Waldstücke noch nicht einmal den Grundbeitrag zur vorgeschriebenen Versicherung abdecken. »Jeder Euro mehr ist da eine Belastung«, sagt Heyn.

Es sei sinnvoll, etwa Bäche nahe Siedlungen zu entwässern, betont der Geschäftsführer. Im Wald als natürlicher Puffer für den Wasserhaushalt brauche es eine technische Gewässerunterhaltung aber praktisch nicht. »Wir fordern, Waldflächen grundsätzlich von der Gewässerunterhaltungsumlage auszunehmen.«

Nicht nur Privatleute sind betroffen. Auch der Staatswald sieht sich mit der Problematik konfrontiert, erklärt ein Sprecher von ThüringenForst. »Die Zahlen der Waldbesitzer sind zu hoch«, sagt ein Sprecher des Umweltministeriums zu den Vorwürfen. Als möglicher Satz für die Eigentümer wurden für Thüringen etwa jährlich 4,5 Euro pro Hektar oder 0,25 Euro pro 500 Quadratmeter Grundstück berechnet. Möglich sei das, weil sich Thüringen mit 7,6 Millionen Euro an den Kosten der Gewässerunterhaltung für Bäche und Flüsse beteiligen würde.

Zudem liege es gemäß Gesetzesentwurf an den Gemeinden, ob sie die Beiträge tatsächlich auf die Eigentümer im Gebiet umlegten, heißt es vom Umweltministerium. Dort werden die Einwände der Waldbesitzer aktuell ausgewertet. Doch eine komplette Befreiung der Umlage für Waldbesitzer wird als unwahrscheinlich bewertet.

In Thüringen sind rund 550 000 Hektar der Landesfläche Wald. 120 000 Hektar davon gehören Mitglieder des Waldbesitzerverbands. Zu ihnen zählen etwa Waldgenossenschaften, Forstbetriebe und Hunderte Waldbesitzer mit kleineren Flächen. dpa/nd

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