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Kim Jong Un führt Trump vor
Alexander Isele über das diplomatische Geschick Nordkoreas
Kim Jong Un beherrscht sein Repertoire an Diplomatie: Erneut führt der nordkoreanische Diktator seinen US-amerikanischen Widersacher vor. Noch vor Jahreswechsel hatte Donald Trump an der weiteren Isolation Nordkoreas gearbeitet und China für dessen angebliche Öllieferungen an das Nachbarland verdammt. In der Neujahrsansprache polterte Kim gegen die USA, gleichzeitig reichte er dem südkoreanischen Präsidenten die halbe Hand. Moon Jae In griff beherzt zu und träumt nun von einem gemeinsamen Olympiaaufgebot der beiden koreanischen Staaten.
Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten. Aber für Südkorea ist jedwede Deeskalation wünschenswert, nicht nur vor den Olympischen Spielen. Moon hat sich seit seinem Amtsantritt für eine Annäherung an Nordkorea ausgesprochen und dafür auch die Bereitschaft angedeutet, die engen militärischen Verbindungen zu den USA zu lockern. Trumps genervte Antwort auf eine Bitte Moons, ein geplantes gemeinsames Militärmanöver vor den Olympischen Spielen zu verschieben, lautete nur »wir werden sehen«.
Im vergangenen Herbst warf Kim im verbalen Schlagabtausch Trump vor, keine Ahnung von Diplomatie zu haben. Der US-Präsident muss nun befürchten, dass sich einer der engsten Verbündeten in Asien weiter distanziert. Für Kim Jong Un ein Erfolg. Und ein weiterer Beweis, dass miteinander Reden weit mehr bewegen kann als ewige Verdammung.
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