Auferstehung bei der Tour de Ski

Schweizer Langlaufstar Cologna erlebt Comeback

  • Florian Krebl, Oberstdorf
  • Lesedauer: 2 Min.

Dario Cologna hatte schon aufgegeben. Nein, die Tour de Ski werde er nie wieder gewinnen, hatte er vor knapp zwei Jahren gesagt. Asthma quälte den dreimaligen Skilanglaufolympiasieger schon damals, die Karriere war gefährdet. Doch Cologna trotzte nicht nur den Hustenanfällen - auch die lädierte Wade und die schmerzende Achillessehne hielten ihn nicht auf. Und in diesem Winter kam der 31-Jährige zurück - bei der Tour de Ski.

»Ich bin stolz, dass ich auf das Niveau von einst zurückkehren konnte. Es könnte nicht besser laufen«, sagte Cologna der »Neuen Zürcher Zeitung«. Da hatte er gerade am Neujahrstag das Verfolgungsrennen in Lenzerheide gewonnen und sich die Tourgesamtführung gesichert. Auch beim Klassikeinzel einen Tag zuvor hatte er triumphiert, zum ersten Mal in der eigenen Heimat. Und nicht nur das. Nach 1073 Tagen Pause gewann er wieder ein Weltcuprennen. Ein echtes Comeback: Hatte Cologna 2009, 2011 und 2012 noch die Tour de Ski gewonnen und bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi zweimal Gold geholt, ging es im Anschluss bergab: Nach WM-Silber im Skiathlon im schwedischen Falun 2015 kam nicht mehr viel. Das hatte Gründe. Das Asthma, natürlich. »Der ständige Husten ermüdet mich mehr als die Rennen selbst«, sagt Cologna. Im Januar 2016 wies er allzu große Erwartungen zurück: »Eine Tour zu gewinnen, wird in Zukunft sicher nicht einfacher. Ich muss mich auf die Großanlässe konzentrieren«, sagte er damals.

Fehlentscheidungen taten das Übrige. Darunter Fehlbelastungen der schon maladen Wade. Ein Umdenken war unumgänglich. Schweizer Verantwortliche griffen tief in die Tasche für ihren Superstar. Für schlappe 140 000 Franken (knapp 120 000 Euro) installierten sie ein hochmodernes Laufband im nationalen Leistungszentrum in Davos. Darauf feilte Cologna an verletzungsbedingten Technikdefiziten, aber auch an seiner Endschnelligkeit.

Die ist wieder da: Auf der vierten Tour-Etappe am Donnerstag in Oberstdorf war Cologna im Massenstart ganz vorne im engen Feld dabei und wurde Vierter. 24 Plätze vor dem eigentlich so sprintstarken Vorjahresgesamtsieger Sergej Ustjugow aus Russland, der als Zweiter in der Tourwertung sein Hauptkonkurrent ist.

Beim Zwischensprint im Massenstart nahm Cologna seinem Kontrahenten gar weitere Sekunden ab. Insgesamt hat er vor dem Finalwochenende im italienischen Val di Fiemme (6. und 7. Januar) schon 53 Sekunden Vorsprung vor Ustjugow. Der nicht für möglich gehaltene Toursieg ist in Reichweite. Vielleicht hat sich Cologna damals ja doch geirrt. SID

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